Sonntag, 10. April 2005

dinnerparty.

freitag morgen kam mein paket an. mein riesengrosses, riesenschweres selbstgepacktes von mir selbst an mich geschicktes buchpaket.

ich hab keine ahnung, was es gewogen hat, hermes hat es gebracht, da ist es wie im porno, da zählt nur die größe. konnte es trotz dem free weights training nicht alleine die treppe hochwuchten, aber kein problem, um 9 uhr morgens, da kann man daskind (thomas, den medizinerstzweitsemester) rausklingeln, der das männlich stark und gern übernommen hat.

ich hab es den ganzen tag so stehen gelassen, mein buchpaket, voller in abwesenheit der eltern bestellter bücher, das gesamtwerk von helmut krausser, voller bücher die ich irgendwann mal nach hause gebracht und dann vergessen hatte (mein liebster kureishi, siri hustvedts erstwerke, etc.), mein 5kg schweres vegetarisches kochbuch (1000 rezepte wiegen halt was!) und eine ganze handvoll veganer kochbücher. hurra.

ich wusste was passieren würde, wenn ich es aufmachen würde, deswegen habe ich das herausgezögert, bis in den abend.

auf mit dem paket, raus mit den büchern. wohin nur mit ihnen?

und dann ging es los. das spontane ausräumen, abstauben, umräumen des bücherregals und seines inhalts.

ich wohne zwangsläufig studentisch. der platz ist begrenzt. das regal der abscheulich hässliche ivar. in ihm die bücher 2 reihig eng. neben dem bett ein stapel bücher der bis freitag abend -ganz ernshaft jetzt- 1,40m hoch war.

es war eine freude, die schönste procastination, das ausräumen des regals.
staubig und ekelhaft, und plötzlich waren mehr als 800 bücher in meinem zimmer explodiert.
dabei hatte ich die bretter mit den juristischen büchern noch nicht mal angetastet.

wer kommt nun wo hin? wer darf in die erste reihe? wer darf zusammen stehen? wer muss noch gelesen werden und kommst ans bett? wer muss versteckt werden? wer muss in die kiste und dann in den keller?

letzteres schicksal traf die ausstellungskataloge und alle coffee table books und bildbände. ich guck sie nie an. sie verbrauchten platz, wertvollen platz. nur die allerliebsten durften bleiben.

die reclam ausgabe von goethes zeichnungen. die ist so geil, so perfekt gebunden, so schönes papier, die darf in keinen keller, die muss beschützt werden. dazu "once upon a collins st." für die melbourne nostalgie. und schirrmachers "stunde der welt", für die illustrierte dosis benn/trakl/george, die man manchmal braucht.
und natürlich die signierte ausgabe von messners "zurück in die berge" von 1972. die hat antiquarisch €81 gekostet, die sieht aus wie neu. der keller würde wertverlust beudeuten.
in den keller kamen "australien: das auswandererhandbuch", alle reiseführer, die wanderführer. auch meine goethebibliothek (zumindest die sekundärtexte) musste weichen.

der rest wurde umsortiert.

heather hat kürzlich mal darüber sinniert, dass man bücher so zusammenstellen sollte, dass die autoren spass bei einer dinnerparty hätten.
schöne idee.

bei mir feiern jetzt helmut krausser, heiner link, chuck palahniuk, michel houellebecq und bret easton ellis zusammen. erste reihe, mitte links. dort ist man gut gekleidet, da ist das essen toll, da sind die geilsten nutten, da wird gevögelt und viel alkohol getrunken und das essen ist gut. zudem hat man hat einen leichten hang zu analsex. und gewalt.

auf dem regalbrett darüber haben dave eggers, jeffrey eugenides, stewart o'nan, frédéric beigbeder, adam thirlwell, douglas coupland, ian mcewan, hanif kureishi, salman rushdie und tcboyle eine party. sicher dort auch exzesse, drogen, ficken, aber alles moralischer, intellektueller, reflektierter, man weint vielleicht später mal drüber und redet mit dem therapeuten und der exehefrau. und man bringt sich im zeifelsfall nicht gegenseitig um.

tim winton feiert mit robert drewe und peter carey sicher mit shrimp on the barbie und vb und yann martell ist auch da. ob der lieber bei anderen franzosen wäre? vielleicht sollte ich ihn umstellen, zu phillipe djian.
alice sebold redet mit connie palmen. sind ja so wenig frauen da, vielleicht sollten sie zu siri hustvedt umziehen?

dann sind da noch die deutschen, der macht ev und wer da so alles was lesenswertes publiziert hat, halb hamburg, beinahe, und bei ihnen steht der herr goetz, erstauflage irre, yeah, schaut sie ein wenig zweifelnd an, alle, in der nähe auch der herr bvsb, auf dem alten stammplatz, so aus nostalgie, und herr kracht und frau berg und herr lebert und wladimir kaminer (signiert!) sind auch da.

ralf rothmann steht zusammen mit robert schneider in zweiter reihe. genau wie alle lyriker, ja auch sie herr biermann, ja sie haben das signiert, ich weiss, aber trotzdem.

oswald kolle steht in der non-fiction neben theo löbsack, einem katholiken (?) der 1963 ein buch pro empfängnisverhütung schrieb. frau dr.verena breitenbach wird von den beiden angegafft. sie redet lieber mit den feministischen autoren von "die weise wunde menstruation".

in der (auto)biographieabteilung stehen lance armstrong und marcel wüst beieinander und reden über ihre kinder und radfahren. andre eisermann schwatzt mit thomas quasthoff und holly johnson und mrr redet dazwischen. heinrich harrer steht neben herrn messner und man redet über den dalai lama.

in der ersten reihe auch die yogis, swami vishnu-devandanada und swami sivananada und shakta kaur-khalsa reden über patanjali, während eckehardt tolle nicht redet sondern das ego ruhen lässt und im present moment ist. da herrscht einigkeit, klar, und direkt nebenan der buddhismus, und dann der weibliche sex. benoite groult, zeruya shalev, anais nin und lou paget verstehen sich, glaube ich. man ist befreit, auf diesem brett.

der lustigste party aber ist neben dem bett, wo auch sonst.
im "ungelesen" stapel.

dort sind maxim biller und max goldt und helmust krausser und der wunderbare arne nielsen und jonathan safran foer und paul auster und jonathan franzen und thomas brussig und die paparazzos und adam langer und philip roth und jeffrey mcdaniel und rocko schamoni und elfriede jelink und alice schwarzer. da beäugt man sich kritisch und lästert und mag sich aber doch und trinkt zuviel. wären da mehr frauen, da ginge was. aber so richtig.

das wäre meine party. klar.
ach was.
das ist meine party.