Donnerstag, 12. März 2009

re: twittermüll

ich kann übrigens tatsächlich verstehen, wie so twittermüll passiert. diese schöne neue technik, shiny, shiny, das journalistenego (haben alle, ich eingeschlossen, sonst hätte man nie angefangen, sachen zu schreiben, damit andere sie lesen), die spannung der situation 'wenn der journalist endlich mal seinen arsch hochkriegt und die redaktion verlässt' (peter linden). und der druck, authentisch zu sein, besser als fernsehen, und vorallem schnell.

wir haben bei fudder in letzter zeit ein paar lokale minidramen livegebloggt, lauter kleinstadtbombendrohungen, ohne ausrutscher in das persönliche, glaube ich. allerdings habe ich derweil privat getwittert (und das private ist öffentlich), wie verdammt scheisse ich es fand, dass die erste bombendrohung an einem freitagnachmittag passierte, und wie nervig unser cms in diesem moment war. wäre an diesem tag menschen etwas passiert (und das war möglich), ich hätte mich für diesen quatsch ganz furchtbar geschämt. ach was, ich finde mich ja so schon peinlich.

wäre gestern ein schüler hier bei uns irgendwo mit einer baretta in seine schule gelaufen, und nicht ein paar hundert kilometer entfernt, wären mir bestimmt auch persönliche eindrücke, ach was, meine gefühle irgendwo dazwischen gekommen. weil man sich - auch wenn es anders sein sollte - manchmal - besonders, wenn man noch mitten in einer schwierigen situation steckt - eben nicht von seinen empfindungen freimachen kann. oder sich eben über sein cms aufregt, weil das in dem moment für den journalisten so viel näher ist als die möglicherweise scharfe kofferbombe (in freiburg), als die 16 toten (in winnenden).

das alles war früher, in papierzeiten, als es noch einen zeitlichen abstand zwischen geschehen und veröffentlichung gab, sicher leichter. aber diese zeiten? sind nun mal vorbei.

[dass ich die entstehung dieser peinlichkeiten verstehen kann, heißt allerdings nicht, dass ich sie weniger schlimm finde.]

[anstatt diesen müll zu lesen, habe ich gestern nachmittag übrigens swr4 gehört. und beim anblick der webseiten des tages möchte ich immer noch kotzen.]