Donnerstag, 10. August 2006

parallel universe.

die männer sind klein und haben verbrannte arme und beine und weisse restkörper und sehen eigentlich immer hungrig aus. manager und funktionäre sind groß und breit und grobschlächtig und abgebrüht. hässliche menschen in magentafarbenen t-shirts stehen stundenlang vor riesigen tourbussen rum, prügeln sich um edekagelbe mützen und hellblaue schlüsselbänder und nehmen am abend aufblasbare apenzeller käse gleich im duzend mit nach hause.
radsport ist kirmes, und ich wünschte, irgendwo hätte ein schild gestanden 'junge frau gesucht'. ich hätte alles hingeworfen gestern, und zwar sofort. einmal tour-journalismus, einmal nur, und zwar so richtig. drei wochen durch frankreich hetzen, vom meer in die berge, noch mehr berge hoch und dann ab nach paris. es war so herrlich absurd alles, das kleine bisschen radsportleben bei der unwichtigsten länderrundfahrt ever. die mini d50, ihr blödes 18-200er und ich zwischen den größen der radsportphotgraphie, alles lauter hübsche sonnenverbrannte, abgekaterte jungs, deren münder mit seife ausgewaschen gehören. das grinsende, hupende brettern über die abgesperrten straßen der kaiserstuhlkäffer, eine viertelstunde vor dem peloton, und die leute jubeln einem zu, wegen des aufklebers auf der frontscheibe. surreal, alles, und großartig. radsport ist hart und grausam und undankbar. viel härter als jeder andere sport. radsport ist gnadenlos, weil alle ackern seit sie teenies sind, und es ruhm und ehre für gerade einmal eine handvoll leute gibt. radsport ist lug und betrug und zweifelsohne voller mafiöse strukturen und dabei doch eigentlich einfach noch nicht mal wichtig, in the grande scheme of things. so viele leute dabei zu erleben, wie sie so tun, als sei er es doch, als sei er das wichtigste auf der ganzen welt, und dieses photo, dieser o-ton, dieser sieg, dieser sturz, das wichtigste auf der ganzen welt, das ist wunderbar. das ist herrlich naiv. nicht so viel anders als das ding mit der popmusik, eigentlich. irgendwer eine karriere als radsport/indiepopkulturjournalist in liebevolle hände abzugeben?