die columbiahalle ist viel kleiner, als ich so befürchtet hatte. kuttner on ice. früh da sein, überall teenager in schwarzroten ringelshirts, wie süss, aber früh da sein ist gut und wichtig, wegen projekt 'front row'. kein problem alles, gar nichts, und dann in guter begleitung vor der bühne stehen, bier für vier euro each trinken und beobachten, wie auf der bühne die menschen des gestrigen abends ihre instrumente richten, slightly bizarre. die halle füllt sich langsam und als sie dann voll ist kommt sarah kuttner auf die bühne, ich mag sie ja eigentlich nicht so besonders gern im fernsehen, ever since diesem grand prix vorentscheid, aber oh my, die frau kann ja charming sein, und richtig süss noch dazu. schon gleich mal was gelernt, schön. als erstes also the good life. ob das so gute musik ist um so einen abend zu eröffnen sei mal dahingestellt, ist ja nicht so zugänglich aufs erste hören, tim kashers singer/songwriter zeug, aber ich finds wunderbar, und zwar nicht nur wegen des abends vorher, sondern weil meine zuneigung zu the good life und cursive kein kleiner teil meiner fast ein jahr alten saddle creek verknalltheit ist. roger an den drums ist genauso funky wie er zu interpol tanzt, gleiches gilt für mike an den bongos und der videokamera, und stef ist natürlich eine heisse bassistin und ryan spielt schöne gitarren und über tim kasher und seine gitarre und das rote keyboard kann ich nichts sagen, dass sich nicht schrecklich verknallt anhört, denn das bin ich, natürlich, und das soll im laufe des abends und im laufe der nacht noch schlimmer werden. bisschen mitsingen und mitwippen und das wirken lassen,
youdoyoudoyoudoyoudoyoudo, und susa steht neben mir, als sie anfangen, 'a new friend' zu singen, und sie ist es, die anfängt, mit den tränen in den augen, und wir gucken uns an und verstehen es und uns und alles, und dreissig sekunden später schluchzen wir beide elendig. das was tim kasher da singt sagt alles, konzentriert unser kollektivgefühl, und das macht er nicht nur mit den lyrics, sondern auch mit der resignation, mit der er dieses lied singt, mit
'but if you ever change your mind', mit dieser mitschwingen selbstaufgabe, selbstverleugnung, mit dieser fiesen, nicht so richtig weggehenden hoffnung auf eine fortsetzung, weil es ja gar keinen richtigen abschluss gab. und darüber, dass er
friend singt, nicht
lover oder
boyfriend oder
girlfriend und was das heisst, da könnte ich ein essay schreiben. susa und ich stehen da also in der ersten reihe und weinen, und zwar so richtig, und als der song vorbei ist wischen wir uns gegenseitig die mascarastreifen von den wangen und lachen und alles ist wieder gut. die menschen um uns rum denken wir wären bipolar, weil wir zwei minuten später schon wieder glücklich sind, egal, echt egal, so ist das leben halt, high highs, low lows. und
i believe in symmetry. anderes highlowlight, natürlich, 'album of the year'.
and i know she loved me then, i swear to god she did | the way she'd bite my lower lip and push her hips against my hips and dig her nails so deep into my skin. hmmmmm, ja, bitte.
and then we laughed until it didn't hurt. ausserdem mal winken, so voll peinlich, und zurückgewunken bekommen, fangirltum, galore.
nach the good life kommen the coral. the coral stehen mit gefühlten zwanzig menschen auf der bühne, davon sitzt einer vor sieben keyboards, das ist ja fein, aber davon abgesehen ist das elendig lahm, und unglücklicherweise ist der frontmann der unattraktivste der gefühlten zwanzig bandmitglieder und insgesamt ist das alles psychedelischer, unspannender retrotrash. wenn ich the doors hören will, was selten genug vorkommt, dann höre ich mir the doors an, nicht the coral. laaaaaaangweilig. next, please. susa ist derweil nach hinten gerutscht, wegen des knies, und näher am bier ist sie dann auch, und so stehen melle, seine wunderbare begleitung und christoph und ich jetzt da vorne in der ersten reihe, zwischen lauter teenies, während nora tschirner so tut, als würde sie musik auflegen, obwohl das in wirklichkeit zwei typen machen, sehr lahm und peinlich. derweil müssen arme mtv sklaven aufgaben erledigen und sarah kuttner wirft immer mal wieder magnum minis in die menge. und dann passiert art brut. good lord. da denkt man, man sei abgehärtet, und dann kommt diese band. ich mochte das album ja schon sehr, wirklich jetzt, fand das beizeiten aber ein bisschen anstrengend zum zu hause hören, aber ein zwei songs zum tanzen - immer wieder gerne. was dann passiert, ist, well, abgefuckt geil, und es passiert wie so eine grosse welle, vollkommen unerwartet und aus dem nichts heraus überrollt sie dich. eddie argos ist wahnsinnig, wirklich wahnsinnig, größenwahnsinnig, exaltiert, wunderbar, prowling over the stage. ian, einer der gitarristen, spielt, als sei es 1985. freddie, die etwas mütterlich aussehende bassistin, ist extrem energetisch. jasper, der andere gitarrist ist eine coole sau, aber eigentlich ist das zentrum dieser band, wenn man den herrn argos mal aussen vor lässt, mikey b, der blonde beanzugte drummer. selten, nein nie, so einen drummer gesehen, dabei habe ich doch gerade erst steve bond von chikinki spielen gesehen. mikey b. steht die ganze zeit, wie wild ist das denn, und bei gott, was macht der da, mit den drums? heiss. wirklich jetzt. absolut heiss. was für ein typ. eigentlich guckt man ihn an, oder herrn argos, der es nach fünf minuten geschafft hat, dass der crowd schwitzend hüpft und 'maximo park - top of the pops' gröhlt. respekt. vor jedem neuen song fragt herr argos
'are you ready art brut?', als wenn er truppen kommandiert, sehr geil, und dann hauen sie rein, alle. und wie sie das tun. das geht so weiter, bis sie das ganze album einmal runtergespielt haben, ungefähr. ich habe eine dieser konzert epiphanies, bei denen ich ein lied mitten im konzert zum ersten mal kapiere; diesmal ist es 'rusted guns of milan'. ach, DARUM geht es?
'i know i can, i know i can, i know i can.' wunderbar.
'one more try with me above you.' das geht ein bisschen zu schnell vorbei, das was art brut da machen, aber es ist eine glückliche, schwitzige, lustige dreiviertel stunde oder stunde oder sonstwas, und meine güte, als der hübsche drummer seine drumsticks am ende des konzert ins publikum schleudert und herr argos seinen hut wieder aufsetzt, da weiss ich, dass ich diese band so schnell wie möglich noch mal angucken muss. und dann noch ein bischen warten, noch mehr bier, noch mal sarah kuttner auf der bühne, und dann kommen die herren maximo park, und wie sie kommen, oh ja. alles schon mal erlebt, im august, deswegen einigermassen vorbereitet, aber bei gott, das schmälert die wirkung dieser band nicht. paul smith ist paul smith, exaltiert, süss, kickend, hüpfend, springend, schlagend, ach ja, und singend. ich hatte vergessen, dass er so sexy in seinen engen hosen mit den hüften wackelt, unglaublich. lukas wooler steht direkt vor mir und macht wieder diese ninjaschläge auf das keyboard mit einem gesichtsausdruck, als sei er angestrengt masturbatorisch beschäftigt. den rest der band nehme ich mal wieder nicht wahr, naja, denn ich kann nun mal nicht an paul smith vorbeigucken, wie denn auch. hach. während der ersten drei songs sind vorne im graben photographen, warum nur hab ich die kamera nicht dabei, und bestimmt drei von ihnen photographieren mich, lächelnd und hüpfend und mitschreiend, na, wunderbar. ich stelle im übrigen fest, dass ich paul smith liebe, in seinem anzug, so rumzappelnd, mit so wunderbarem akzent, und mit den goldigsten zwischendensongs ansagen seit epo-555. es ist das letzte konzert des jahres für die herren, und was für ein jahr das für sie gewesen sein muss, und sie scheinen glücklich über den enthusiasmus, der ihnen entgegengebracht wird. leider sind die herren nicht mit dem sound zufrieden, immer wieder bellen herr smith und herr wooler dem monitoring typen auf der bühne änderungswünsche zu, das ist schade. sie rocken so durch die songs durch, die herren, diese wunderbaren songs, die mich durch diesen sommer und herbst und winter begleitet haben, die ich zum ersten mal gehört hab, während ich halbnackt in gesellschaft an einem heissen samstagmorgen auf meinem balkon gesessen habe, aber daran denk ich in dem moment nicht, bin zu beschäftigt, denn es gibt alles, und es will gehupft werden, und geschrien. 'signal & sign', 'apply some pressure', 'graffiti', 'i want you to stay', 'limassol', 'the coast is always changing', 'once a glimpse', 'kiss you better' und dann auch noch das neue zeug, 'life in reverse' und co. irgendwann, bei irgendeinem song denke ich, dass *dieser* song mein anderer song des abends neben 'a new friend' ist, aber ich vergesse, wann das ist, vielleicht bei 'the coast is always changing', denn
'i am young, and i am lost', sowieso, oder doch 'i want you to stay' wegen der kräne, oder 'postcard of a painting' wegen
'i didn't even check the spelling', oder 'kiss you better' oder eben gerade doch 'the night i lost my head'. oder sonstwas. ach was: wahrscheinlich denke ich das bei all diesen songs. overidentification, galore, verstärkt noch durch die goldigen einleitenden sätze von herrn smith. hach. die zeit vergeht zu schnell, und am ende gibt es 'going missing', das, natürlich, mein dritter song des abends ist, wie erwartet, wie könnte er es auch nicht sein.
und dann ist es vorbei, das publikum will mehr, aber mehr gibt es nicht, ab jetzt gibts disco, und ich geh susa suchen und finden, wir sind beide vollkommen hyper und froh, und dann beginnt der rest des abends. da sind zuerst einhändige bh-öffnungsversuche, die scheitern, so wie es sich gehört. es gibt tanzen und bier und teenager, die am saucoolen herrn argos hängen und tanzen mit r. und e. und j., viel tanzen. und es gibt dann tatsächlich bier, backstage von herrn s. gereicht, ausgerechnet von herrn s., der sehr schlank ist und hübsch und zart und einen trucker hat trägt, wie seltsam, aus dem die beiden löckchen rausschauen, immer noch perfekt. da ist auch herr w., der auch emily haines mag, natürlich, und sie irgendwo auf einem festival in frankreich gesehen hat dieses jahr, den sound heute abend scheisse fand, und nicht über keyboards reden mag und sowieso sehr jung ist und von dem ich eine abfuhr kassiere. so be it. es gibt extrem alkoholisierte menschen, sehr viele davon, unter blauem licht auf total rutschigem boden. es gibt menschen, die ich nicht wirklich kenne, die ich aber im ersten impuls grüssen will, wie irritierend, es gibt mitarbeiter von fernsehsendern, die aus bandgarderobenminibars dosenweise red bull mitgehen lassen [kann man ja auch nicht bezahlen, so als praktikant] und es gibt shakira t-shirt tausch zwischen einem menschen, der schon bei top of the pops war und dem schnuckigen jungen aus dem magnet. mir wird ein gutriechender schal geschenkt, den jemand auf der treppe zum vip-bereich verloren hat und es gibt mehr alkohol und red bull und noch mehr alkohol, und tanzen, und irritierend hübsche beanzugte blonde männer mit wahnsinnigen blauen augen. die eigentliche party stirbt dann irgendwann währenddessen, ganz plötzlich, sehr seltsam, und irgendwann ist aufbruch, wohin geht der abend denn nun, schauen wir mal, treiben lassen, ich hab plötzlich ein tambourine in susa's tasche dabei, vereiste strassen, sarah kuttner fährt auch nach hause, es werden taxis bestellt, man redet über middle names und lieblingsalben und da ist ja auch noch berlin bei nacht. da sind fische im dunkeln, man läuft zu laut, zu lachend und randalierend durch gänge, und nun plündert man selbst minibars. später liegt ein knappes dutzend leuten auf einem bett; trinken und reden über musik und 'eternal sunshine of the spotless mind' und immer mehr und mehr trinken und essentielle dinge lehren, einhändiges champagner flaschen öffnen, zum beispiel, und direkt im anschluss daran lernen, dass red bull mit jedem alkohol zu mischen ist. all das passiert in einem zeitraumvakuum, es ist egal, total egal, heute, morgen, uhrzeit, irgendwann. hauptsache: jetzt. die party vergrössert sich von selbst,
ach, du bist das, komm, reden wir germish, wo hab ich noch von dir gelesen, diesen sommer? (heute festgestellt: im grottigen musik express) und girl alliances bilden gegen die echten groupies, und auf betten hopsen und jemandem stiefel ausziehen und rosa socken entdecken. und überhaupt: treiben lassen als konzept. in kleiner werdender, ruhiger werdender runde ans headboard lehnen, das hier bedeuten mir deine songs, und doch willst du das doch gar nicht hören, weil dabei ist dann abstand. du willst auch nicht hören, dass du gut bist, sagt mir jemand, der dich länger kennt, auf deutsch, und ich merke, während wir da loungen, zu sechst oder zu acht noch, dass ich mich in dich verlieben könnte, und zwar total und rettunglos und komplett, wenn das nicht so absurd wäre, so absolut absurd und nutz- und sinnlos und irrational. ein mann wie du, nein du, der könnte es sein, wirklich jetzt, das sagt mein bauch. wie irre ist das denn? irgendwann ist die minibar leer, so gegen halb sieben, der beanzugte mann mit den wildesten blauen augen ever liegt dekorativ quer übers bett verteilt, und die fische schlafen oder träumen oder schwimmen im dunkeln als wir uns zu viert zum frühstück in a coma schleppen, outnumbered by staff, wie surreal. zimmer zweieinsonstwas bezahlt. als es später hell ist, und berlin kalt und voller touristen, wie anstrengend, wo kommen die alle nur her?, da sitze ich dann in einem dieser schlimmen balzac coffee houses, wo es noch nicht mal richtige frappuccinos gibt, lese die 'welt am sonntag', of all papers, weil nichts anderes da ist, und warte auf susa, auf meiner stirn etwas, das jetzt, drei tage danach, ein echter blauer fleck ist [neue philosophie über mein 'i bruise easily' gehört: ich bin extrem verletzlich aber das wird erst dann sichtbar, wenn es schon zu spät ist], und denke darüber nach, wie seltsam das leben so ist, wie das so passiert, immer alles, warum nicht mal wieder klassenfahrt spielen? wie toll ist das eigentlich, dass man nie weiss, was als nächstes kommt. keine band mit nach hause genommen, denn ich hab ja kein zu hause in berlin. und manchmal wird man ja selbst so quasi mit nach hause genommen, einfach so, ohne grosses zutun. oh, that crazy rockstarlifestyle.