[es rennt ans ende der welt und will doch eigentlich so sehr | dass die verzweiflung sich legt | es braucht keine dramen mehr | und dass mein herz für dich schlägt und mein zuhause wär | mein herz schlägt immer zu schnell und es will immer zu viel | wie ein zug ohne bremse | auf einem weg ohne ziel | komm und halt mich | komm und halt mich an]
und diesen samstag gerät meine sonst so makellose planung ein bisschen durcheinander, the things that lipgloss stains on light pink t-shirts do to you, zwei minuten bevor du aus der tür raus willst, deswegen wirklich erst punkt halb zehn im jos fritz, und das 'la beat goes on' intro läuft schon , jacke aus, frau la hengst ist schon auf der bühne, wenigstens ist die bar deswegen schon leer,
komm mal her, kopfindiehändegenommenbekommen und verwandtschaftsmäßigen schmatzer auf die wange,
das kommt gar nicht mehr raus aus meinem cd player, # 7 auf repeat,
we've got to break it before it breaks us. schön. bier und ankommen, und zu la beat swingend nach vorne drängeln und dabei zu der realisation gelangen, dass das mein erstes konzert ist, bei dem die ersten fünf reihen zu vier fünfteln von frauen besetzt sind, deren durchschnittlicher score auf der kinsey scale wohl höher als vierkommafünf wäre. wohl doch nicht schlecht, der lastminute fleck auf dem fcuk shirt. zu stehen kommen neben der dame am mischpult und dem zettel auf dem steht bei welchem lied welche sachen passieren und da ist auch der computer auf dem cubase läuft und das konzert mitschneidet. gold. wie frau la hengst. diese frau muss größtenteils aus komprimierter energie bestehen, sonst ginge das wohl auch nicht, diese musik, allein, one-woman show, mit
irgendwas von korg einem korg ms 2005* und
einem synthie und einem midi keyboard einem alesis micron* und einer gitarre und, absolut essentiell, sechs zusammengetapten bierkästen, zum höher als auf der bühne stehen und rumrocken. und sie spielt, die frau la hengst und spielt und spielt und steht nie still, nie, und singt exakt und wundervoll und emotional und hinreissend und man alterniert zuschauenderweise zwangsweise zwischen elektrohopserei und rumrocken und sprachlosem staunen über die intelligenz dieser musik und ihrer struktur und der relevanz ihrer texte und hat einen heidenspass und zwischendurch bricht es einem auch noch mal ein bisschen das herz. ach was, mehr als nur ein bisschen.
denn ich liebe einen mann mit einem hang zur depression singt frau la hengst, und ich denke an susa in berlin und was der abend denn wohl so bringen wird für sie, und eigentlich sollten wir doch zusammen sein, heute und sonst und sowieso. aber alles ist wunderbar, absolut wunderbar. irgendwann muss ich noch mal ein essay darüber schreiben, dass ich nie musik von frauen mochte, sie nie ertragen konnte, und dass das jetzt anders ist, so anders, seitdem ich im verlauf der letzten paar monate beinahe systematisch mit der musik von frauen mit keyboards und computern bekannt gemacht werde, ha, von einem mann, ha. frau gustav, frau von willsdorf, frau haines, frau o., frau la hengst. nicht nur dafür: merci beaucoup. bevor ich dieses essay schreibe, muss ich allerdings noch einen weg finden zu erklären, warum es emotional so viel mehr bedeutet, deren musik zu hören, deren lyrics mitzusingen, der weibliche blick und so, und das, ohne mich dabei auf pseudofeministischen gemeinplätzen zu verlieren. bonne chance, my dear. gehört vielleicht alles zusammen, dieses jahr, erkenntnisse der susadynamik, the feminist awakening of miss caro. frau la hengst auf jeden fall, sie spielt und spielt und schwitzt und spielt und schwitzt und spielt und verlangt nach bier und handtuch und spielt noch mehr und noch mehr und dann sind sicher 30 lieder gesungen, gefrickelt, gerockt, und als letztes singt sie 'bar europa',
"dies ist nicht der mittelpunkt der welt", und ich muss an die lauwarme podiumsdiskussion von 'i can't relax in deutschland' am freitag denken, und dass man dazu eigentlich nicht viel mehr sagen muss als diesen einen satz, obwohl frau la hengst zu der compilation ja ein ganz anderes lied beigetragen hat. und während des songs steht ein zielgruppenmann direkt vor der bühne und singt hingebungsvoll und glücklich mit. das ist schön. und dann ist es auch schon vorbei, das konzert, und dann noch ein bisschen rumhängen, die letzten beiden verhassten aber wertvollen bootleg cds mit einem 'nimm mich mit' post it versehen freilassen, kurz danach frau la hengsts cd und buttons für photos traden,
sag mal, bist du von natur aus so blond? mein gaydar rettungslos verwirrt, schlechte nachrichten aus berlin,
das war echt super, sag mal, wie hast du eigentlich das mit dem backing gemacht? mehr bier, aber keine pizza um 2am, nächstes mal, klar, und dann noch ein bisschen metric schwärmerei und elitäres indie gelaber mit publikum und dann gute nachrichten aus berlin und dann nach hause, hatte ich nicht um zwölf schon mal meine jacke an? schon wieder so früh, gleiches spiel, wie immer, creature of habit, aber vollkommen, wenigsten gabs bei der one-woman-show keine gefahr, teile der band mit nach hause zu nehmen. diesen habit erst wieder in ein paar wochenenden.
[* me [heart]
herrn shhhh. teach me, baby, teach me.]