Freitag, 27. Mai 2005

happy cadaver.

feiertag, 30°C +, und freiburg hält nach morgendlicher präsentation des leibes christi bei der prozession durch die altstadt siesta, den ganzen tag. kaum touristen, kaum leute auf der strasse, zu dieser frühsommerzeit, stattdessen überall fahnen und birken und blumen und heiligenbilder.
schön ist das.

mit andrea ein wenig durch die stadt streifen, cola light [extra eis] von burger king, windowshopping, reden, soja-eis von 'pornofino'. all das in so wenig kleidung wie möglich, rock, skimpy top.
es ist verschwenderisch, übermütig, leichtsinnig, schon jetzt maximalunbekleidet [gerade noch gesellschaftstauglich] herumzulaufen. es wird noch heisser, natürlich wird es das. man sollte sich das wirklich wenig anziehen aufsparen. aber das klappt nicht, klappt nie im südbadischen frühsommer.
es ist einfach zu warm für t-shirts.

also schon jetzt bikini statt unterwäsche und die wärme auf den spaghettibeträgerten, frisch ge-buffy-ten schultern. sonne und wärme fühlen sich an wie anfassen.
das macht sehnsüchtig.
anfassen, das ist gut, sehr gut.

in der buchhandlung zum wetzstein liegt der mai aus kästner's 'die 13 monate'.
der mai
im galarock des heiteren verschwenders,
ein blumenzepter in der schmalen hand,
fährt nun der mai, der mozart des kalenders,
aus seiner kutsche grüssend, über land.

es überblüht sich, er braucht nur zu winken.
er winkt! und rollt durch einen farbenhain.
blaumeisen flattern ihm voraus und finken.
und pfauenaugen flügeln hinterdrein.

die apfelbäume hinterm zaun erröten.
die birken machen einen grünen knicks.
die drosseln spielen, auf ganz kleinen flöten,
das scherzo aus der symphonie des glücks.

die kutsche rollt durch atmende pastelle.
wir ziehn den hut. die kutsche rollt vorbei.
die zeit versinkt in einer fliederwelle.
o, gäb es doch ein jahr aus lauter mai!

melancholie und freude sind wohl schwestern.
und aus den zweigen fällt verblühter schnee.
mit jedem pulsschlag wird aus heute gestern.
auch glück kann weh tun. auch der mai tut weh.

er nickt uns zu und ruft: "ich komm ja wieder!"
aus himmelblau wird langsam abendgold.
er grüsst die hügel, und er winkt dem flieder.
er lächelt. lächelt. und die kutsche rollt.

ja. so ist es.