Montag, 11. April 2005

refractory period.

nur weniges im leben ist so schön wie die lektüre von gedrucktem trash auf dem crosstrainer.
welch schönes add-on ist es eigentlich, dass der monatliche gym beitrag zugleich den zugang zu mindestens 30 verschiedenen printmedien beinhaltet, die sich nicht zu kaufen lohnen? das ist added value.

die abos des gym gehen einmal quer durch die gesammelte unsicherheit der frauenwelt (cosmopolitan/woman/freundin/für sie/journal/etc.), einmal vorbei am yellow page trash (bunte/gala/das neue blatt), ein bisschen sport (fit for fun/shape/motorrad aktuell), dann das wichtige (stern/spiegel/focus/faz/badische). und men's health. oh ja. men's health.
men's health ist meine allerliebste crosstrainer lektüre. es ist der ultimative backlash, die rache der frauen für ein jahrzehnt der fraueuenzeitung, soviel unsicherheitspotential, soviel welterklärung für planlose menschen, die sich nie all die gadgets leisten können, die die zeitschrift ihnen empfiehlt, nie den geilen sex haben werden, den sie haben müssten, nie den sixpack.
zu schade, dass die men's health normalerweise direkt nach dem eintreffen von irgendeinem mann in den saunabereich geschleppt wird, und den dann nicht wieder verlässt.

man braucht diese vielen zeitungen. die sind alle so inhaltsleer, dass man schnell mal zwei/drei in 45 minuten rennen auf dem crosstrainer durchwuppt.

heute gab es leider kein men's health, aber cosmopolitan, und ach, war das eine freude.

was habe ich heute nicht alles gelernt?

lassen wir mal den kosmetik und den klamotten teil unbeachtet, der ist nicht so informationsintensiv, und den nutzlosen work und kulturteil und den seltsamen autotipp gleich dazu.

reden wir also über sex.

ich habe heute in cosmopolitan gelernt, dass man den sex-typ seines mannes kennen lernen muss, damit man guten sex hat.

männer sind kategorisierbar.
sie sind entweder nochunentdeckt sinnlich (ausserhalb des bettes abenteuersportler, workaholics). oder experimentierfreudig. oder animalisch. oder enthusiastisch (ausserhalb des bettes stehen diese männer häufig auf kleinteilige technik und musik. ach so.). oder nochnicht hemmungslos (das sei häufig ein grund für erektionsprobleme).
aha.

aufmerksame lektüre aller beschriebenen männertypen.
ich komme zu dem schluss: mein mann ist alles. mein mann passt in alle und in keins der schemata.
meiner ist also perfekt. es gibt also nichts mehr zu lernen. das ist doch schön.

[insert here: tiefes gefühl des glücks und der zufriedenheit und der vorfreude auf freitag.]

ausserdem soll man mit seinem partner baden (und dabei an den kacheln tic tac toe spielen mit kleinen herzchen). und reden.

der schönste teil war allerdings eine kleine kolummne, in der eine expertin beschrieb, wie man einen mann, also eigentlich einen penis, nach dem orgasmus schnell wieder erigiert, wie man also die refractory period verkürzt.

die expertin schlug unter anderem folgende dinge vor:

# den mann champagner holen schickne, denn das aufstehen bringt den kreislauf in schwung, und ihn danach zwingen, der frau eine ganzkörpermassage zu geben;

# ihn schnell kommen lassen, denn wenn man sich den ersten orgasmus langsam erficke, dann dauere die refractory period länger;

# als frau aufstehen, duschen, eincremen, parfümieren, ihn währenddessen bei offenem fenster (sauerstoff!) dösen lassen (wie nett!); und

# den mann nach dem orgasmus mit heissen und kalten waschlappen abreiben.

der letzte vorschlag ist echt toll.

so naturverbunden. so vater kneipp. dazu ein kleines bisschen charme des tadellosen service von singapore air. und macht man heiss/kalte abreibungen nicht auch in dieser japanischen (?),schottischen(?) edelrinder mast? (oder nehmen die bier?) oder mit rennpferden?

leider gab die expertin keine hinweise, wie man eine solche abreibung in das liebesspiel einbauen oder den partner darauf vorbereiten könne ("schatz, ich will dass du schnell wieder erigiert bist, deswegen reibe ich dich jetzt ab, und zwar heiss und kalt.").
oder wo man die heissen/kalten tücher herkriegt, denn es steht ja normalerweise keine sexy singapore stewardess (mit der besonderen schönheit des spannenden genpool des stadtstaates und dem grellen ci makeup) neben dem bett und reicht mit einer zange heissfeuchte lappen und dazu noch eine schale eiswürfelwasser und waschlappen.
leider gab die expertin auch keine hinweise, wie man das bett nachher trocken kriegt. oder soll man den mann erst ins bad bringen? dann würde zeitgleich auch noch sein kreislauf angeregt!
ach, fragen über fragen.

ob dieser tipp, ob einer dieser tipps praxiserprobt ist? ob tatsächlich irgendwer, vielleicht diese expertin, einen mann mit heissen/kalten waschlappen abgerieben hat, und dadurch seine refractory period verkürzt hat?

mir erscheint dieser tipp so absurd, dass man ihn glatt mal ausprobieren müsste, aber so wie ich mir das vorstelle, würde das schnell in sensation play ausarten, und wäre so gar nicht mehr wholesome und uneigennützig sondern aufmunternd animalisch.
vielleicht geht es eigentlich darum in diesem tipp?
wer weiss.

aber was red ich hier eigentlich.

das ist absolut nicht praktikabel, das ding. zumindest nicht mit dem mann mit dem ich zur zeit die freude habe über betten zu toben.
[ach bin ich heute indiskret, das kommt davon wenn man mich zu lange allein zu hause lässt!]
die refractory period dieses mannes ist sowas von kurz, da ist noch nicht mal zeit nach einer flasche wasser neben dem bett oder mehr astroglide zu greifen oder -ahem- irgendwas anderes zu tun ausser zu lachen, zu knutschen, luft zu holen; zeit irgendwelche waschlappen zu holen ist da erst recht nicht. bedarf also auch nicht.

you can all start being jealous: NOW!

ach, ist das schön cosmopolitan zu lesen, vollkommen ohne dem von der zeitschrift eigentlich gewollten lüsternen verlangen nach mehr, nach hochwertigerer kosmetik, nach mehr klamotten, nach der arbeit als vorstandssekretärin, nach einem neuen besseren, geileren mann der besseren sex verschafft.

cosmopolitan lesen, einen cosmopolitan den man nicht bezahlt hat, in der fettverbrennungsphase, mit rilo kiley on repeat im ohr und einem endlosen gefühl der erheiterung.
das ist eine mastercard werbung.

es ist nämlich vor allem eins:
priceless.