Dienstag, 26. April 2005

paralysed.

und während draussen am ice 279 die stadt, sonnig beschienen, vorbeizog, da hatten sie mich, die gefühle, vor denen ich so nett weggehetzt war, die treppe runter von der wohnung zur ubahn zum ticketautomaten zum zug.

schnell die kopfhörer auf und die musik an, die sonnenbrille dazu und durchatmen und eine sms schreiben und in dem moment liefert die random funktion des mp3discman aus 346 liedern ausgerechnet "consequence" und da bin ich froh, dass sie schon auf ist, die sonnebrille, und ich die wimpern nur spärlich getuscht habe vorhin, und der pullover dunkel ist, denn da tropfen sie hin, die tränen.

kein schniefen, kein jammern, keim zusammenkrümmen oder sonstwas, wie sonst wenn ich weine, denn so nebenbei bemerkt ist das ungefähr der letzte anblick, den ich in einem vollbesetzten ice oder überhaupt irgendwie in gesellschaft präsentieren möchte. hab schon genug geweint in der öffentlichkeit in meinem leben, besonders (un)gern am tullamarine airport, genug für einzweidrei leben.
nein, sie kommen einfach aus meinen augen raus, ohne dass ich was dagegen machen kann, laufen unter der riesenbrille mein gesicht entlang, und fallen dann runter.
leise und ziemlich gross, diese tränen.

dramatisch aussehend das ganze, sicherlich, denn der typ mir gegenüber, physikstudent, langhaarig, ungewaschen, löst sein einsteinrätsel extrem konzentriert, die alte dame neben mir ist schon auf die gegenüberliegende seite vom gang gewechselt, ihr mann starrt immer noch auf den buchtitel vor mir (würde ich auch an seiner stelle, immerhin lautet der untertitel "was es heisst, die andere zu sein") und alle paar sekunden über den brillenrand zu mir.

ich gucke aus dem fenster. und singe das lied in meinen ohren mit, lautlos.

aber das ist alles kein drama, das ist keine trauer, gar nicht, sondern eins:
sprachlosigkeit angesichts von intensität und perfektion und importance.

dazu ein bisschen hilflosigkeit, wegen 633km luftlinie und den diversen anderen dingen.

aber vorallem eins: glück.
paralysierendes glück.

diese welt ist so voller menschen, und wahrscheinlichkeiten gering, und wir haben uns getroffen. trotzdem.
da kann man nur glücklich sein, auch wenn man gerade mal eben kurz ein paar hundert kilometer in eine richtung fährt, die falsch ist.

leave me paralysed. love.