Montag, 18. April 2005

the ideal listening experience™.

für perfekte lieder, für perfekte alben, für die gibt es etwas, das ich "the ideal listening experience™" nenne.

perfekte situationen, in denen diese musik gehört werden sollte, in denen diese musik die ideale wirkung entfalten kann, in denen sie sich die töne in die synapsen einkuscheln können und für immer verknüpft werden mit erinnerung und emotionen.

manche ideal listening experiences™ kapiert man erst, wenn sie geschehen.

wenn man nachts aus dem fenster der partywohnung geklettert ist und über taufeuchtes gras läuft, alleine und sehnsüchtig und der mensch den man begehrt mit jemand anderem knutscht und drinnen "parallel universe" von den red hot chilli peppers läuft und die sehnsucht und trauer die man gerade fühlt, perfektioniert.

wenn man nachts in einem alten kleinen roten triumph die king street in melbourne entlangfährt und das radio plötzlich "machismo" von gomez spielt, man über die brücke über den yarra fährt, an southbank vorbei, und die leuchtfeuer des casinos in dem moment in flammen aufgehen, so stark, dass man die hitze im auto spürt.

wenn man gerade angekommen ist in melbourne, von flinders st station richtung stadt läuft, an einem kalten blauhimmligen melbourner winter morgen, eine strassenbahn, tauben suspended in the air, und der billige untergrund stripladen lässt rem's "everybody hurts" auf die strasse dudeln.

wenn man frischverliebt, unausgeschlafen und going commando an einem sommermittag auf dem rücksitz eines autos sitzt und 2raumwohnungs "nimm mich mit" läuft.

bei anderen liedern ist es umgekeht. man hört die musik, spür die situation, hat sie im kopf, kreiert sie.

zum beispiel dave matthews "say goodbye". ja, ich gebe zu, es ist sehr simple musik, sehr 90er gitarren college rock, und es ist sehr einfach ausgerechnet diesen song zum aufhänger eines freundschaftlichen ficks zu machen, aber es passt so schön und funktioniert so gut.
als ideal listening experience™ empfehle ich für diesen song einen lauen sommerabend auf einem balkon mit einer flasche hard liqour und einem freund mit dem man chemistry hat und trotzdem seit jahren nicht zur sache gekommen ist.

"in your eyes, i can see what's on my mind."

so einfach kann das leben sein.
alles eine frage des soundtracks.

bei den beiden neuen alben von bright eyes war es ähnlich. musik an, und zack, da war es, das geistige bild des ideal listening experience™.
bei bright eyes's "digital ash in a digital urn" war es besonders extrem. instant.

die woche in der der brilliantgrößenwahnsinnige conor oberst seine beiden neuesten cds veröffentlichte hat mein leben verändert.
ehrlich jetzt. das ist vollkommen unzynisch gemeint.

viel ist in der woche passiert, und in der darauffolgenden wochen auch, und es ist auch mit dieser musik verknüpft.

ich hatte es geschafft mich tatsächlich am tag der veröffentlichung vom plattenhändler meines vertrauens fern zu halten, "nein, hab ja sowieso kein geld für cds im moment, aber reinhören sollte ich schon mal, alle hypen den jungen mann so, und son ambulance ist so toll, mal sehen wie er so ist, der herr oberst."

es war später nachmittag, es war komischerweise nicht viel los bei aktiv, die cds nirgendwo zu sehen, also nachfragen, und der immer etwas unfreundliche aber stets hilfsbereite typ meinte "tja, hab nur noch je eine übrig, die verkaufen sich besser als geschnitten brot seit gestern" und holt sie hinter der theke hervor und legt sie für mich in den cd player.

enter: "i'm wide awake it's morning", und nach dem langen gesprochenen intro singt conor oberst in mein ohr, und ich verliebe mich, sofort.

ich höre die lyrics und die musik und es ist dieses gefühl des nachhausekommens direkt unter der spanking-newness, wie das so ist bei neuen cds, wenn man sofort weiss, dass es eine lieblingscd wird, eine life-changing cd.

die kaufentscheidung ist sofort gefallen, einmal noch durchscannen zum sichergehen, geil. alles. smart, cool wunderbar, und dann lua, oh geil, einfach ohne simpel zu sein. und diese lyrics!

hurra.

dazu war es sofort da, das gefühl, dass dies musik ist, die ich mit nach hause nehmen werde, musik, die meine wird, meine musik.

ich denke in diesem moment daran, dass ich eines tages diese cd hören werde und an dinge denken, die noch nicht passiert sind. diese musik wird erinnerungen konservieren und gefühle, erinnerungen und gefühle die in diesem moment noch nicht passiert sind, die noch in der zukunft sind.

diese lieder warten darauf mit erinnerungen geladen zu werden, sie sind brandneue, saubere, kleine festplatten.

[hätte mir jemand an dem tag gesagt, welche erinnerungen es sein würden, wie nah sie in der zukunft wären, wie high quality sie sein würden, ich hätte es nicht geglaubt.]

dann: "digital ash in a digital urn".

"time code". die strömung des songs sind stark, unglaublich stark, wie eine strömung unter wasser die einen rauszieht aufs meer, undercurrents. da ist dieses geräusch, dass sich fast so anhört wie ein ctg.
diese strömung lassen mein zwerchfell vibrieren, schiessen die nerven neben der wirbelsäule entlang, machen meine knie weich, meinen magen flau und ich stehe mit geschlossenen augen und kopfhören da und mein leben verändert sich.

der song hat fantastische struktur und geräusche und beats, und unter den kopfhörern fühlt es sich an, als verschmelze mein kopf mit einer leinwand auf der ein wunderbarer, perfekt designter auditorischer film läuft.

[das gefühl wurde ein paar wochen später ebenfalls erreicht, als bright eyes im postbahnhof in berlin als letzten song "road to joy" spielten. es war so stark, war so körperlich, dass ich mühe hatte stehen zu bleiben. überwältigend. schön.]

das "ideal listening experience™" für diesen song, für dieses album, ist sofort da.

vollkommen einfach sache.

in einem ziemlich leeren, schnörkellosen raum auf einem bett liegen, am frühen abend eines sommertages, die fenster geöffnet, ein lufthauch, dünne vorhänge, nackt sein, der schweiss trocknet, kühle laken, mit einem mann, mit dem ich unbedingt vögeln will, gevögelt habe, gleich wieder vögeln werde.
liebendes, hemmungsloses, unprolliges vögeln. alles.
mit jemandem der diese musik versteht. und mich.


ja, miss c. erwartet durchaus viel von ihrer musik und dem leben und überhaupt.

es ist dieses elektrozeug, das wurlitzer, das im hintergrund immer wieder mal auftaucht, das atmen, der wind, die verzerrte stimme von conor oberst, das "shht! shhht! don't talk! don't talk" und dann die beats, die glocken, die geräusche. alles.
es ist die struktur, und auch das ausbrechen daraus, und das innehalten und auftauchen und selbstvergessen.
innerhalb des liedes ist kein einzlener gedanke mehr.
so soll das sein, finde ich.

spiel mir gute musik vor, mach mich willenlos.
i'm easy like that.

ich habe die ganze cd gehört, bei aktiv an diesem nachmittag. kein durchscannen, nein, richtiges anhören von allem, gleichzeitig lost and found, und ein nervöser d., der schon längst gehen wollte der immer an mir rumzupfte, und dann 27€, die ich eigentlich sogarnichtzuvielhatte für sex für meine ohren ausgeben und nein, keine lebensmittel einkaufen, sondern sofort nach hause und rinse, repeat, und fasziniert sein und mich fragen, wann es denn passieren könnte, das ideal listening experience™.

wo wir also schon vom soundtrack reden, mann, kann ich bitte digital ash in a digital urn hinzufügen?
das ideal listening experience™ für dieses album also mit dir bitte, ja?

danke.
schon jetzt.