Montag, 18. April 2011

#rp11.

vor ein paar jahren, 2005, um genau zu sein, hat felix einmal einen text über das blogger-sein geschrieben. wie das allermeiste was felix schreibt, war der ziemlich sehr gut. (ich musste diesen beitrag übrigens blätternderweise in seinem archiv suchen, der schlaue fuchs lässt google nämlich nur die letzten fünf jahre des blogs angucken. glücklicherweise hatte ich mir vor all' diesen jahren den beitrag mal als .txt inklusive erscheinungsdatum abgespeichert. ja, wirklich. bei der gelegenheit bin ich übrigens auch über einen herrlichen rant von frank gestolpert. )

"man gibt etwas von sich weg, investiert zeit, konzentration, energie und hat manchmal das gefühl das alles an eine stumme wand zu schmeissen oder in ein loch zu rufen. und doch bekommt man unterm strich viel mehr raus als man in seinen kühnsten träumen erwartet hätte. freunde, inspiration, photogeshopptes, wunschbücher, freibier oder essen. und viel mehr."

wie schön dieses 'viel mehr' ist, habe ich in den vergangenen tagen in berlin abgekriegt. und zwar in form von gesprächen, panels, umarmungen, küssen, komplimenten, witzen, fotos, getränken, hilfe beim aufstehen aus einem backbend vor einer clubtheke und vor allem haufenweise warmen gefühlen um mein kleines herzchen herum.

"'die blogger' sind die erste gruppe der ich mich freiwillig als mitglied zuordnen lasse, auch weil sie so wunderbar heterogen sind. alle, selbst die mit kubrick-design sind anders. sehr anders. individuell bis zum umfallen. ich übertreibe ein klein bisschen, aber statt zu sagen 'ich bin blogger', könnte man auch sagen 'ich bin anders', oder 'ich bin irgendwie'. oder 'ich bin so'. lies mich und du weisst wer schreibt. oder auch nicht."

und genau so ist das.

[offtopic: twittern ist zwar nur bloggen in kurzform, aber auf 140 zeichen kann man offline-langweilig-/arschig-/uninteressantheit meiner erfahrung nach deutlich besser verstecken als in einem blog. go figure.]

ich bin so gerne mit euch anderen anderen zusammen anders. ihr seid alle so, so, so toll. die durch und durch supere anke, who's come a long way, baby. die kaltmamsell, mein vorbild nicht nur in bezug auf schuhe und strumpfhosen. maike, so glücklich und geradeaus und wunderbar. don, die charmemaschine. jens, erfrischend ehrlich und ungefiltert. bov gyver, der das panel rettet, mit einem einzigen zettel und sonst nix. der spanier, der letzte mensch aus dem internet, den ich dringend noch treffen musste (jetzt bin ich durch). der nilz und der herm und rené. und frank, sowieso und immer wieder. und felix natürlich (der im nächsten jahr auf die größte bühne der re:publica gehört). und außerdem auch matze, alex, anne, anne, luzilla, lyssa, julie und lauter leute, von denen ich einfach nicht genug gesehen habe, dieser tage. so viele leute, so wenig zeit. und könnte endlich mal jemand herrn l. eine tarnkappe organisieren oder die haare schneiden, damit er wieder einigermaßen ungestört überall rumlaufen kann? danke.

"guck uns an. guck, was aus uns geworden ist. schon toll, oder?" sagte die kaltmamsell irgendwann, und damit hat sie recht, natürlich, nicht nur auf jeden einzelnen bezogen, sondern auch auf uns zusammen, als horde, und auch auf die re:publica. (wobei ich gar nicht weiss, ob sie das so gemeint hat.)

i <3 old school blogger


diese re:publica war für mich die beste bisher. ich habe lauter gute panels gesehen: gunter dueck, so herrlich verhuscht-polemisch, den social networks und ihre regeln- und den clitoris-vortrag, nomkom-kollege lorenz lorenz-meyer über das internet in china, die s21-boys, thomas wiegold über 'augen geradeaus', felix, natürlich, das old school-blogger-ding, kixxa über icons und johnny, ganz am ende.

ich habe zwei panels (mit-)gestaltet und auch wenn ich mit beiden nur so semi-zufrieden bin, waren beide ok und hoffentlich eine bereicherung der veranstaltung insgesamt. die helfer-crew war extrem hilfreich und hat ihr bestes für die panels getan. die einzige sinnlose veranstaltung bei der ich war habe ich sofort danach vergessen; wie doof, dass das ausgerechnet die keynote war. ich habe nicht eine einzige schlechte powerpoint-präsentation gesehen und nichts vorgelesen bekommen (alles schon mal passiert). ich habe zwar ganz viele sachen die ich sehen wollte wegen überfüllung nicht sehen können (es ist gut, dass die #rp12 woanders stattfinden wird), aber stattdessen bin ich so durch die tage und die räume gedriftet, in der tasche ein nur bedingt funktionsfähiges iphone (ich glaube ja immer noch, dass der mangel an digitaler connectivity ein feature der #rp ist) und eine flasche ausgezeichneten quittenbrand vom weingut salwey in oberrotweil. das alles war der direkten connectivity sehr zuträglich.

gleich: weltuntergang

das irritierende 'ungebundenes atom'-gefühl, das mich in den vergangenen jahren immer mal wieder beim alleingang durch die kalkscheune befallen hat, stellte sich dieses jahr noch nicht mal für minuten ein. im gegenteil: überall waren gesichter aus meinen diversen timelines, und mit niemanden gab es genug zeit. angeblich waren bei der veranstaltung auch einige dieser häufig so unangenehmen social media- und seo-fuzzis anwesend (zumindest bloggen ein paar von denen schon seit samstagvormittag ganz eifrig darüber, wie doof es da war), aber ich habe mit keinem kontakt haben müssen, wie angenehm. selbst die werbebanner taten dieses jahr nicht so arg in den augen weh.

auch inhaltlich war ich zufrieden; der 'omg, euer konsens kotzt mich an'-ennui, den ich in der vergangenheit immer mal wieder verspürt habe, ließ sich nicht blicken - obwohl ich auf keinem panel handfesten streit zu sehen bekam. ich fand die re:publica deutlich diverser als in den vergangenen jahren, sowohl thematisch als auch von der besetzung der verschiedenen panels. eins habe ich bei meinem eigenen panel aber gemerkt: das sehr heterogene publikum lässt einen davor zurückscheuen, themen spezialisiert anzugehen. mein local hero-panel konnte so gerade eben an der oberfläche des themas kratzen; für jemanden, der sich noch nie mit lokalblogs und den aktivitäten von zeitungen im netz beschäftigt hat, war's hoffentlich interessant - für andere onliner wahrscheinlich eher nicht. für's nächste jahr nehme ich mir vor bei welchem thema auch immer direkt tiefer einzusteigen. bringt ja sonst nix.

der obligatorische panel-publikums-shot. [wie wird man local hero?]

und vielleicht ist das überhaupt mein wunsch an die re:publica 12. im einzelnen thema spezieller werden, aber weiterhin ein so breites themenspektrum bedienen. sich an den rändern von allem rumtoben. ruhig ein paar inspirations-redner holen. und vor allem jemanden für eine bessere keynote.

[eine random #rp12-wunschliste (total amerikanisch & caro-interest-centered): merlin mann zu egal was, inbox zero, inspiration, geldverdienen, alles (siehe: john gruber & merlin mann's blogging panel at sxsw). danah boyd zu jugendnetzkultur. matt haughey (siehe: my sxsw 2011 talk on lessons from 11 years of community) zu mefi. derek powazek & heather champ über community management. galadarling über lifestyle blogging & making a living. amy krouse rosenthal über using the internet for real-life-magic und maggie mason über ihre life list. brooke magnati darüber wie es ist, nicht mehr anonym zu sein. und ben saunders, einfach so, weil er toll ist. und ich hätte ja gerne mal jemanden, der sich gedanken macht, warum so viele sachen, die im us-internet funktionieren, hier nicht funktionieren, aber wer das machen könnte, weiss ich auch nicht.]

im kreise lauter alter bloggersäcke habe ich das ende der re:publica so lange wie möglich herausgezögert und den innoffiziellen abschluss im klub der re(:)public begangen. beim warten auf die langsamste thekencrew der welt (die zwei herren und dame verbrachten mehr zeit mit drogenkonsum und sexualitäten als mit der zubereitung von mixgetränken) führte ich erst den bereits erwähnten backbend vor (warum eigentlich?), mit dem letzen bisschen akkuleistung schrieb ich eine fb-nachricht an einen abwesenden lieblingsmenschen von früher, verschickte ein foto von luzilla, rené und mir und zu allerletzt tanzte ich zu einem remix von 'rolling in the deep', während drumherum die stühle hochstellt wurden und vor den panoramafenstern der morgen dämmerte. dröhnendes zwitschern tönte auf dem heimweg aus den spatzengulags des viertels und reichlich melancholie befiel mich im morgengrauen auf der schönhauser allee, ergänzt durch große dankbarkeit über ebendiese melancholie und das morgengrauen und die drei vollgepackten tage und nächte davor und all die blogger in meinem leben. wer hätte das alles gedacht, als wir damit anfingen?

thanks y'all, for being you.