zweite yogastunde bei s. sie ist die sorte yogalehrerin, von der man annehmen müsste, dass sie als fitnessstudioyogalehrerin das fitnessstudioyogapublikum verschreckt. sie dreht zur eingangsmediation songs von miten & deva premal auf, zündet kerzen an, redet vom göttlichen licht, das einen durchleuchten soll, und davon, dass yoga eine schöne metapher für's leben sei, so ganz generell, arbeiten durch den schmerz und so. das lustige ist: sie verschreckt offensichtlich niemanden (typisch freiburg?), im gegenteil: ihre stunde ist auch diesmal rappelvoll. so voll, dass es weder matten noch platz für alle gibt, aber es klappt trotzdem, es ist ja ein göttliches geschenk, dass so viele da sind. "guckt die leute um euch herum an, und freut euch, dass sie da sind." umfragerunde am anfang, was bringt uns alle her, heute, ah, kopfschmerzen, entspannung, knie, hüfte. zivilisationsbeschwerden. und dann dreht sie auf, wie beim letzten mal auch. es sind die banalsten asanas von allen. aber s. achtet penibel auf details, geht reihum und kontrolliert hüften, schultern, bäuche, liebevoll und gnadenlos. "du musst das sitzbein fallenlassen. tiefer! ja! tiefer! super!" "günter! das ist zu hoch für dich!" "halten! ich sehe euch alle! halten!" denn sie lässt alle diese banalen asanas ewigkeiten halten. e-wig-kei-ten. zwei oder vier oder sechs minuten, keine ahnung, ich stehe in irgendeiner einbeinigen asana und mein oberschenkel schreit erst vor schmerz und hört dann tatsächlich irgendwann auf, wahrscheinlich weil er keine energie für schmerz mehr über hat. schön, diese metapher für's leben. "und fühlt ihr den unterschied zwischen eurer linken und der rechten seite?" oh ja. gleich die andere seite nachschieben. es ist toll. besonders toll ist die abschlussentspannung, bei der ich prompt einschlafe. ich bleibe zur anschließenden meditation, bei der s. einen miten & deva premal-song aufreht, den ich mitsingen kann, von früher, und danach ziehe ich eine engelskarte. es ist der engel der liebe. passt ja, alles.
[nablopomo 2010; 16/30]