"super ausgeglichen bist du geworden, habe ich mir gedacht", hat susa mir vor ein paar wochen geschrieben. "also natürlich immer noch mega-energetisch, klar, aber nicht so hibbelig wie früher aus unfairem behandeltwerden und ungeliebtsein heraus." bisschen seltsam, komplimenten zuzustimmen, aber sie hat recht, die beste. ich bin viel weniger hibbelig, neuerdings. ausgeglichen, sogar. wie seltsam, wie schön.
vor ein paar jahren, da hat mir jemand, den ich sehr mag und dessen meinung mir so wichtig war (und ist) wie susas, ein paar harte worte über meine hibbeligkeit geschrieben. über mein nicht zuhören, auf's handy starren, dazwischen oder gar nicht reden, nicht wirklich dasein. das mail habe ich gerade noch mal gelesen, und bin noch mal zusammengezuckt. weil es stimmte, logisch, alles. ich habe mich unfassbar geschämt, damals, (und schäme mich immer noch), habe zwei hilflose entschuldigungsmails geschrieben, und nichts kapiert und nichts geändert. (und mich auch nicht getraut, mich wieder zu melden.)
ich wusste nicht, wie.
ich brauchte ein paar dinge, von denen ich höchstens ahnte, dass ich sie brauchte. schlaf. standards (jake lodwick? is on to something). eine diät. laufschuhe. einen hund. ein zuhause. und vor allem einen gegenpol, meinen gegenpol.
der mann, er ist so anders und ganz genau so, wie ich immer gedacht habe, und er und ich, wir sind lustig, zusammen; sehr gegensätzlich und sehr gleich zugleich. wir nennen uns beim gleichen schrecklichen kosenamen, unsere (omg, ich bin ein pluralmensch geworden) freunde finden uns eklig (hoffentlich manchmal aber auch ein bisschen süß) und jeden tag machen wir schöne dinge zusammen und sind glücklich, immer. das leben als nie endende impro-show. das klingt nach einem lied.
alles ist so einfach geworden, dabei habe ich mir mein leben immer so kompliziert gemacht, und ich war auch noch irgendwie stolz darauf. männer wollten mich nie und/oder wohnten weit weg (australien, anyone?) und/oder hatten psychische probleme und/oder eine band/eine freundin/eine frau. ich hasste diese stadt, und wollte überall sein, nur nicht hier, und saß deswegen dauernd in ices und versuchte mir einzureden, dass zugfahren ja total megahammertoll sei. ich war nie irgendwo wirklich. vorallem nicht bei mir selber. mittlerweile weiss ich: das ist gar kein so schlechter ort, eigentlich. gut auszuhalten, hier. bisschen unordentlich, klar, eine dauerhafte baustelle, aber die kräne, sie werden es schon richten.
heute nachmittag fahren der mann und ich wieder nach zürich, wo das feuerwerk erst um zwanzig nach zwölf los gehen wird, was ein bisschen absurd, aber sehr praktisch ist: erst mit den freunden sekt trinken, dann vor die tür, feuerwerk gucken. das haben der mann und ich in diesem jahr ohnehin bei jeder gelegenheit gemacht. ich werde heute abend auf jeden fall wunderbar hässlichschöne schwarze shiny leggings anhaben, und susa auch, weit weg in der meck-pommschen provinz. das ist immerhin fast ein kleines bisschen wie zusammensein.
alles ist besser geworden und gewesen, in diesem jahr. besser als im ganzen rest des jahrzehnts davor. ich habe mir gestern die daily show rückblicke auf die nullerjahre angeguckt, und kann gar nicht glauben, das all' das schon so lange her ist, all' das in zehn jahre gepasst hat. während in mein leben in diesem jahrzehnt, besonders am anfang, manchmal so wenig gepasst hat. ich hole alles nach, jetzt. und mir noch so viel mehr dazu.
what a year, what a decade it will be.
what a year it has been, what a year it has been
and as it creeps upon the end, what a year it has been
i'm alright