Freitag, 13. November 2009

robert enke.

"der deisler, der ist doch gar nicht wirklich krank. wenn er das wäre, dann würde er seine angebliche krankheit doch nicht so ausschlachten und so viel drüber reden", so der o-ton eines eigentlich ganz schlauen fussballfachmanns, vor ein paar wochen. in der normalwelt, und vielleicht ganz besonders in der sportwelt, da sind psychische krankheiten nicht wirkliche krankheiten. da fühlt man sich aber schon mal, ganz unbedacht (nein, eigentlich: unbefühlt) "heute wieder so depressiv", ohne eine ahnung zu haben, wie das ist, tatsächlich depressiv zu sein. nicht aufstehen, sich nicht im spiegel angucken, nicht mit anderen leuten reden zu können oder wollen. nicht essen zu wollen, oder dauernd essen zu wollen, ohne etwas zu schmecken. nicht lesen, fernsehen, denken zu können. wie das ist, einfach nicht zu leben. der (im kern) relativ glimpfliche ausgang von sebastian deislers krise war offensichtlich für den normal-fussball-trainer, -journalisten, -fan nicht lehre genug. verändert hat deislers geschichte meinem eindruck nach wenig bis nichts; er wurde als labiles weichei abgeschrieben anstatt ernst genommen zu werden. das stigma der psychischen krankheit ist vielleicht der eine grund, warum an depressionen erkrankte menschen, egal ob fussballspieler oder nicht, hilfe entweder gar nicht erst suchen oder nicht annehmen können, warum die krankheit nicht rechtzeitig in ihre schranken gewiesen wird. und letztendlich, warum die krankheit depression im schlimmsten fall immer noch eine krankheit zum tode ist. obwohl sie das nicht sein müsste.

[recommended reading: the noonday demon. und 11freunde: flickering lights. das gute am sehr wenig fernseh' gucken: man kriegt die mediale grausigkeit nicht mit. nur weil es bilder gibt, muss man sie nicht zeigen.]

[nablopomo 13/30]