Sonntag, 28. September 2008
eine nacht in der notaufnahme.
und dann gucke ich plötzlich dabei zu, wie ein halbes zimmer entfernt jemand reanimiert wird, direkt neben dem computertomographen. alle maschinen, die ihn überwachen, fiepen. der arzt, hinter dem ich in dieser nacht herlaufe, reisst sich den kittel runter und übernimmt die herzmassage von einem pfleger, der so aussieht, als verbringe er seine begrenzte freizeit ausschliesslich im fitnessstudio, in diesem moment aber von der reanimation total erschöpft und verschwitzt ist. ein weiterer arzt ist am telefon mit der station, " wir sind seit zwanzig minuten dran, was können wir noch tun?", während der diensthabende radiologe sich am pc durch das ctbild des patientenkörpers scrollt, auf der suche nach einem grund. "ich finde nichts." drei mal wird geschockt, der körper des patienten zuckt von der liege hoch; doch etwas, das genau so ist wie im fernsehen, heute nacht. und wie im fernsehen kommt der herzschlag des patienten zurück, ungleichmäßig und fragil, aber zurück, nach 25 minuten reanimation. er ist ein patient der kardiologie, anfang sechzig, mein-vater-alter, mein-vater-krankheit. er ist gerade von der herzkatheteruntersuchung zurück, im ct zum ausschluss einer lungenembolie, als sein herz heute nacht plötzlich keine lust mehr hat auf schlagen. und während ich da stehe, im ctraum, abseits, und den ärzten und pflegern bei der arbeit zugucke und das herz des patienten wieder schlagen höre, da denke ich an die ärzte im kaiser wilhelm krankenhaus in duisburg, die meinem vater vor ein paar jahren mit einer op das leben gerettet haben, so wie diese ärzte das leben dieses menschen retten, mal eben so, um halb zwei nachts, mit händen und spritzen und strom, im ctraum der notaufnahme der uniklinik.