Montag, 29. Oktober 2007

fremdgehen.

ich bin nicht eine dieser frauen, die panisch sind, beim friseur.

nichts da mit "uuh, ich hab doch gesagt, nur die spitzen!", nichts da mit "ist das nicht zu hell?", kein "schneidest du da nicht ein bisschen viel ab?". beim friseur entspanne ich mich, denn ich habe volker. volker ist der perfekte friseur. bei volker setz ich mich hin und sage "mach mal", und dann reden wir über alles, nur nicht über friseurthemen, und volker schneidet mir die haare, und zwar perfekt.

volker schneidet und färbt meine haare seit 1991. er hat sie mir erst immer kürzer geschnitten, bis zum legendären undercut des jahr 2001, als die längsten haare auf meinem kopf ungefähr fünf zentimeter lang waren, kürzer ging danach nicht mehr, und dann hab ich mir die haare wachsen lassen, und er hat mir geholfen, in dieser schrecklichen haarwachsphase zwischen ohrläppchen und schulter nicht zu verzweifeln. irgendwann waren sie dann lang, meine haare, und er hat sie gestuft und geglättet und gesträhnt und ausgedünnt und einmal einen beinahepony geschnitten und sie immer so gemacht, wie er sie mir machen wollte, und immer war das genau so, wie ich sie haben wollte, nur, dass ich das manchmal noch gar nicht wusste, wenn er angefangen hat.

nachdem er mir die haare so geschnitten hat, wie ich vorher nicht weiss, dass ich sie will, bezahle ich bei volker nur einen spezialpreis, der zwar immer noch so hoch ist, dass einem beim bezahlen ein bisschen heiss wird, aber doch rund ein drittel niedriger als der auf der preisliste. lange, blonde, gesträhnte, professionell geschnittene haare sind ein teures hobby. andere leute kaufen von dem geld elektronikspielzeuge oder bezahlen für ein paar wochen ihre miete oder wasauchimmer.

in all den jahren (in all! den! sechzehn! jahren!) haben nur drei andere menschen meine haare behandelt. 1996 war ich einmal in neuseeland bei toni & guy, denn nach drei monaten nichtstun waren meine haare wahrlich nicht mehr gut genug für den schulbaal, auf dem ich endlich den exfreund meiner freundin lucy aufreissen wollte (übrigens: check!). irgendwann ende der neunziger war ich einmal hier in freiburg bei toni & guy, auch wegen eines balls, und ich muss nicht sonderlich beeindruckt gewesen sein, denn ich habe das erlebnis verdrängt, und einmal, 2002, da war ich bei der nachbarschaftsfriseuse in melbourne, weil ich gar zu verlottert aussah und roots hatte wie britney spears. ich brachte der nachbarschaftsfriseurin die prozentangaben für die strähnen mit, und erklärte ihr volkers strähnchentechnik. nun ja.

jetzt gerade habe ich wieder einmal roots wie britney spears sie oft hatte, bevor sie sich ihre haare eigenhändig abrasiert hat, bei einem friseur, und ich muss mir eingestehen, dass volker doch nicht der perfekte friseur ist, denn er ist in dinslaken, fünfhundertundfünf kilometer entfernt, und nach dinslaken komme ich dieser tage einfach nicht allzu oft. dort urlaubstage verbringen mag ich nicht, denn dafür sind sie mir meine verblieben urlaubstage gar zu kostbar, selbst für volker. so ändern sich die prioritäten mit der vollbeschäftigung.

am donnerstag, um dreizehn uhr, wird jetzt also der fünfte friseur in sechzehn jahren meine haare anfassen. und dann wohl auch färben, waschen, schneiden und föhnen. wenn ich nicht vorher weglaufe, that is.

ich hab nicht lange nach ihm gesucht. kurz bei qype geguckt, dort niemandem getraut, und dann die frau in hamburg gefragt, die mich mit ihrem letzten haarschnitt und dem dazugehörenden, unglaublich perfekten colourjob quasi hypnotisiert hat. es wird, dank kalkulationshilfe auf der website, wohl nur ein kleinwenig mehr kosten, als mich der normalpreis bei volker kosten würde. das heisst aber nichts, eigentlich, denn es wird ungefähr so viel sein, wie meine wohnungsmiete für einen halben monat. das sollte ausreichen, damit ich nicht mit ihm über friseurthemen reden muss.

am donnerstag, um dreizehn uhr, da werde ich eine dieser frauen sein, die panisch sind beim friseur. er heisst übrigens dimitri.

es fühlt sich an, als würde ich eine affäre planen.