Dienstag, 2. Januar 2007

lieber martin scorsese,

gib es zu, du hast the departed nur gedreht, weil du am ende deines regisseurlebens endlich sämtliche variationen dieses kopfschussblutsprühregen-dings bis ins letzte perfektionieren wolltest. mehr passiert ja auch nicht, in diesem deinen, wie niemand müde zu betonen wird, letzten grossen film.
ja, das hab ich jetzt überspitzt formuliert, du hast recht, eigentlich passiert in the departed dann doch noch ein kleines bisschen mehr, da wird auch mit vielen utensilien ausgiebig geprügelt und getreten und mit messern zugestochen und der arme leo kriegt gleich auch erst mal richtig haue auf die hand, so als rite of passage, dann wird zweihundertsiebenunddreissig mal 'fuck' gesagt und überhaupt viel geflucht und grimmig und/oder verängstigt geguckt, die einzige dame des films winkelt beim sex mit leo und matt das bein jedes mal genau gleich an und die ganze zeit fummeln alle an ihren mobiltelefonen herum.
das hört sich böse an, von mir, ich weiss, denn eigentlich, finde ich, hast du da einen ziemlich schlauen, spannenden film gemacht, mit punktierten, spannenden dialogen und szenen.
leo, den guten, hast du zu absoluten höchstleistungen angetrieben und er ist grossartig, wirklich grossartig, und man kann sich gar nicht an ihm müde gucken. matt damon nervt zur abwechslung auch mal absolut gar nicht sondern begeistert geradezu (ich find ja, so verängstigtdiabolischgewaltätige charaktere stehen ihm am besten, siehe auch the talented mr.ripley), mark wahlberg ist ruppig und toll, jack nicholson ist dauernd blutverschmiert und angenehm manisch, martin sheen ist fantastisch und selbst alec baldwin ist interessant, aber insgesamt war mir das einfach nicht, äh, tief genug da mit dir und deinen gangstern.
letztendlich blieben deine bösen und deine guten jungs abziehbildcharaktere mit schwammiger motivation und eigentlich war jeder böse am ende doch ein guter und umgekehrt und ganz am ende lässt du auch noch mal extra eine ratte durchs bild laufen, damit das auch wirklich jeder auch noch mal verstanden hat, alles. holzhammerscreenwriting und holzhammerregiearbeit, sowas. ziemlich albern.
wenigstens hast du dem ballhaus keinen kamerakran gegeben, und er konnte nicht die ganze zeit um alle rumwirbeln, das war gut, auch wenn die bilder irgendwie leer blieben und eigentlich keine unterschwellige bedrohung vermitteln konnten. du hättest mit ihm zusammen vielleicht mal a history of violence gucken sollen. was peter suschitzky da durch die kamera vermittelt hat, das hätte deinen jungs aus boston gut getan.
aber egal. du hast mich auch schon irgendwie gut unterhalten, die zweieinhalb stunden, und ich weiss, ich weiss, die moral, die gewalt, das alltägliche daran, jaja, männer, mafia, katholizismus, blabla, the irish in america, all' deine grossen lieblingsthemen, aber du hast mich für diesen film als fan verloren, als du das kopfschussblutsprühregen-ding mit leo gemacht hast. du sau.

sincerely,
c.

p.s. müsste bei all den kopfschüssen ausserdem nicht eigentlich auch ein bisschen gehirnmasse spritzen?