und plötzlich wacht man auf, und es ist september, und der sommer ist vorbei, und zwar endlich.
gestern nacht um kurz vor zwei, eine leicht sehnsüchtig-optimistisch-jammerige sms, brought to you by moskovskaya, red bull und fürstenberg, war gerade im laufen geschrieben, da fiel mir an der ampel zwischen theater und uni eine kastanie vor die füsse. plock. die erste kastanie dieses herbstes, ein plock wie ein paukenschlag. sommer? vorbei!
das ist eigentlich quatsch, klar, denn hier in freiburg, da geht der sommer immer erst in der zweiten oktoberhälfte wirklich zuende; die edelrose auf meinem balkon, gekauft mit susa auf dem münsterplatz am tag nach belfort, hat sich gerade erst entschlossen, doch noch ein zweites mal zu blühen, tagsüber sind es stickigschwüle 25°c und ich lauf immer noch in t-shirts und flipflops rum. aber ich will, dass der sommer vorbei ist, und zwar jetzt, denn dieser sommer hat größtenteils royally gesaugt. get lost, sommer. plock. plock. plock. plock.
plock. das passte gestern nacht so, mit der kastanie, denn das chikinki konzert, von dem ich heut nacht um kurz vor zwei nach hause lief, das war auch wie so ein herbst-einläutendes plock, das erste richtige konzert in freiburg seit dem zmf, das erste clubkonzert seit ariel pink im mai, und die üblichen verdächtigen, den ganzen sommer über fast gar nicht gesehen, sie waren da, und zwar alle, es spielte die gleiche schlimme vorband wie das letzte mal bei chikinki, und irgendwie war es ein beinah nahtloses anschliessen an den großartigen abend, damals, als wär er gestern gewesen, als hätte es den sommer gar nicht gegeben. seltsames gefühl, das. seltsam, aber gar nicht schlecht.
am späten freitag abend, da war es ähnlich, denn ich hab ihn angeschaut, wie er in boxershorts und rogers sisters t-shirt in der balkontür stand, trinkend und rauchend und redend, während itunes diese seltsame playlist runterspielte, emily und two gallants und klez.e und delbo und i love you but i've chosen darkness und black heart procession und die yeah yeah yeahs, und es war, als habe er zuletzt gestern genau so dagestanden, in genau dem t-shirt und den shorts und der körperhaltung, und nicht im märz, direkt nach dem großen schnee, als freiburg so grau war, wie freiburg nur im märz grau sein kann und noch kleine hubbel schmutzigen schnees auf dem kopfsteinpflaster schmolzen. freitag abend war es, als sei dieser sommer einfach nicht passiert, als hätte einer ein loch ins jahr gerissen, das von mai bis september reicht, anschliessend einfach an monaten gezogen herumgeruckelt, bis er den mai mit groben stichen einfach an den september hat drannähen können. sommer? welcher sommer? da war kein sommer! plock. plock. plock.
mitte mai, da habe ich in berlin ein photo gemacht von guerillawerbung für diesen furchtbaren song, der dieser tage immer noch unerfolgreich auf viva läuft. dies wird der sommer unseres lebens. damals, mitte mai, ich war zum metric konzert in berlin und meine gedanken waren irgendwo in den südstaaten, da dachte ich noch, dass dieser sommer gross werden könnte. gross. so richtig gross. der sommer unseres lebens, meines lebens, ha. der winter war ja nicht schlecht gewesen. ich hatte lauter schöne ideen; mir schöne, kleine, erstaunlich simple bilder im kopf gemalt, wie es sein könnte, zwischen den wochenenden, aber zwei wochen später, da dämmerte es mir, dass der sommer nicht konnte, nicht wollte, und einfach nicht gross werden würde, und zwar gar nicht.
nur das weglaufen war groß, diesen sommer, der wochenendfestivalexzess, und selbst der hatte zu oft schattenseiten; susa k.o. geschlagen auf dem immergut und in der zweiten nacht in belfort total kaputt im sanitätszelt liegend, der kaum auszuhaltende emo-content des berlinfestivalsamstags und dessen replay beim c/o pop samstag in köln. erst vorletzte woche, mit cursive, da wurde es so, wie es den ganzen sommer hätte sein sollen, nämlich positively insane und ausgelassen, und das hatte wohl auch was damit zu tun, dass ich in dem moment wirklich aufgegeben hatte, den sommer und die verknalltheit, und nachts diese seltsamen sms hin- und hergeschickt wurden, und deswegen lief es dann, endlich.
der alltag, diesen sommer, er war mittelmass, meist noch nicht mal das, egal wie sehr ich wollte, dass was wichtig wurde, denn unten drunter, unter allem, da war eine enttäuschung und ein -uh, uncool- schmerz, der einfach nicht zu überdecken war, egal mit wie viel gutem willen und einfachmalmachen und wirdschonwennmannurwill. kein wunder, eigentlich, dass ich fast den ganzen juli krank war, von belfort an ausgeknockt, in der größten hitze im bett liegend mit fast vierzig fieber.
plock. aber jetzt ist september, fast mitte september, und dieser sommer ist vorbei. chikinki, gestern abend, waren klasse; tight, laut, lustig und voll dieser einen art live-energie, die eine band nur durch ausdauerndes, routiniertes touren bekommt und die ersten fünf reihen im vollgepackten drifters hupften ununterbrochen und am ende warf rupert browne sich ins publikum und das publikum trug ihn zehn zentimeter unter der niedrigen decke auf händen, und das war schön, alles, wirklich schön. später dann, auf dem weg nach hause, so wenig ich auch nach hause, dort allein sein und heute montag haben wollte, denn noch mal freitag, das wäre natürlich einfach viel netter, da fiel mir die kastanie vor die füsse, ich hob sie auf, sie hatte keine delle abgekommen beim sturz, und ich war auf eine ganz seltsame art glücklich, unruhiges herz hin oder her.
dies wird der sommer unseres lebens. mit so einer erwartung kann man ja nur scheitern, und jetzt fallen die kastanien und es ist herbst, und ich will viel weniger als die beste jahreszeit des lebens. ich will nur mehr. einfach mehr. mehr von allem. und mehr nicht.