es gibt diese lieblingssongs, bei denen erinnert man sich immer an das erste mal. weil in dem moment etwas mit einem passiert ist. weil der song in dem moment etwas mit einem gemacht hat. 'stink' bei dussmann mit susa. 'dead disco' in einem mini-großraumbüro. 'i want you to stay' auf meinem balkon. 'maps' auf einem wohnzimmerfussboden. 'a new friend' bei kuttner on ice.
und 'komm zurück' von fotos am vierzehnten oktober 2005 im kunstwerk in köln.
es muss einer der allerersten gigs gewesen sein, den fotos da als warm-up von el-video und epo-555 gespielt haben, auf einer party, die herr waldar mit organisiert hatte. den bandnamen hatten sie auf ein din a4 papier geschrieben, und auf das drumset geklebt, und der abend an dem sie ihren produzenten kennen gelernt haben war es auch. als wievielten song fotos 'komm zurück' gespielt haben, weiss ich nicht mehr, aber ich weiss noch, dass ich da vor der minibühne gestanden, mein bier getrunken, getanzt und mir gedacht habe, dass das ein abgefuckt großartiger kleiner song ist. und pervers passend war er für genau diesen moment auch noch.
[meine freunde fragen nur noch selten wie es mir geht, und hinter meinem rücken fragen sie woran es liegt, es ist zu spät sagen sie, doch er kann sie nicht vergessen, kann nicht schlafen, kann nicht arbeiten nicht essen, jeden abend stürz ich ab, es fängt langsam an zu nerven, was gestern war, zum beispiel, könnt ich in die tonne werfen, besten dank, ich weiss doch, dass es nichts bringt, komm zurück weil alles was ich mache nicht gelingt]
ich hab diesen großartigen song am nächsten tag, auf einer elendig langen fahrt von einem nirgendwo ins andere, restalkoholisiert und endgültig heartbroken vor mich hingesummt. nein, ich hab nicht sofort erkannt, wie großartig diese band ist, aber wie abgefuckt großartig dieser kleine song ist, das war mir sofort klar. dass die band mit diesem abgefuckt großartigen kleinen song ein halbes jahr später vom abgefuckt großartigen kevin drew von broken social scene von einer bühne runter so abgefuckt großartig gelobt werden würde und jetzt, noch mal ein paar monate später und vier wochen vor dem albumrelease, von jedem, wirklich jedem, der auch nur irgendwie irgendetwas mit musik zu tun hat, als das totale und absolute arctic-monkey-eske next big thing (ja, doofer vergleich, i know) gehyped werden, das hab ich natürlich nicht geahnt. wie auch?
im märz waren fotos auf tour mit paula, und hier in freiburg spielten sie paula - berendlos ohnehin eine eher verzichtbare combo- gnadenlos an die wand, weil sie in absolut uneinholbare vorlage gingen. und zwar royally verkatert und mit mehrfach gespielten songs. sie hatten keine mehr übrig, als die leute immer mehr zugaben wollten. süß waren sie. energiegeladen und süß und verdammt gut. und dann das immergut, klar, später sonntag nachmittag im zelt, draussen regen und drinnen fotos. sie waren schon wieder gut, natürlich waren sei das. waren weniger süß, weil abgeklärter, erfahrener und tighter, und mit hart erspielter rockstar attitude, aber das passte schon so. ich hab vor der bühne gestanden und mich gefreut, weil sie gut waren, wirklich gut, und mitgesungen hab' ich auch, und mir fasziniert all die leute angeguckt, die diese großartigen songs an diesem nachmittag zum ersten mal hörten.
seit letztem wochenende hab' auch ich endlich das album. ist ja nicht so gewesen, als hätte ich an der produktion beteiligte menschen nicht schon im januar um mehr songs angebettelt. nun ja, endlich also mehr als die paar demos. und (schon wieder ein klischeesatz) das warten, es hat sich sich gelohnt.
mit ihrem album legen fotos ein fast makelloses debut hin. zehn songs über sehnsucht, entfremdung, vergänglichkeit, freundschaft, nähe und distanz. zehn songs mit rührender 'so there!' attitude. da, kannst haben. nimm, oder eben nicht. zehn songs ohne klebrigen pathos, grammatikverdrehungen und fremdschämenmüssen wegen peinlicher lyrics. zehn songs voller jugend, offenheit und erfahrung. zehn songs mit perligen und schrummeligen gitarren, knallenden drums, erstklassigen melodien, die gerne mal demontiert werden, tollen rhythmen und treffenden lyrics. zehn songs, die dank berend intelmann nicht auf radiotauglichkeit und massengeschmack herunterproduziert wurden, sondern genau so gut klingen, wie die band live klingt.
fotos wohnen zum teil in hamburg, und ja, schon deswegen fällt einem zwangsläufig das arg abgegriffene blabla über die hamburger schule ein. deshalb soviel: gäbe es die hamburger schule noch, und hätte sie 2006 die bedeutung, die sie 1994 hatte, dann wären fotos mittendrin, klar. ich als ruhrpottgeborene denke bei hamburg anfang der neunziger ja auch immer noch daran, dass man damals, a.e. (ante easyjet),von hamburg aus ja auch immer noch mit der fähre nach england gefahren ist. deswegen ist hamburg für mich auch immer noch irgendwie england, mehr england als irgendein anderer ort in deutschland, auf jeden fall. und fotos referenzen wären auf der insel wohl auch eher zu finden, als auf dem kontinent. ich persönlich hör auch ein kleines bisschen hysterisch-kashershe-omaha-spielfreude raus. aber ich fang gar nicht erst an, referenzen zu listen, sowas artet ja immer so aus und ist auch immer irgendwie ein bisschen peinlich.
fotos bringen also endlich ihr erstes album heraus, und es ist wirklich so gut, wie alle leute seit monaten munkeln, und die popnutten behaupten. es ist wirklich richtig, richtig, richtig toll. wenn das album draussen ist, nächsten monat, dann solltet ihr es kaufen und live angucken solltet ihr fotos sowieso, und zwar am besten jetzt. das empfiehlt sich besonders all denen, die so blöd sind, und musik nicht mehr mögen, nur weil zu viele andere sie auch mögen. schaut sie euch an, so lang fotos noch im kleinen club um die ecke spielen. denn die chancen stehen nicht schlecht, dass sie groß werden, diese jungs. so richtig, richtig, richtig groß. mögt sie dann trotzdem noch. denn fotos sind wirklich gut. findet euch jetzt schon mal damit ab.
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