mein gym, das hatte fies türkisfarbene spinde in den umkleiden und fies türkisfarbene geräte und schauerliche graffittikunst in den trainingssäälen. ich hatte mein gym ausgesucht, kurz nachdem ich nach freiburg gezogen war, weil es presiwert war, und von meinem damaligen zuhause gut zu erreichen, und weil ich mein gym so mochte, blieb ich dort, auch nachdem ich in die innenstadt gezogen war, und das busfahren durchs ghetto besonders abends sehr nervte. mein gym war kuschelig.
morgens, bevor die kinderbetreuung anfing und bevor die mamas kamen, da waren immer die gleichen zehn leute da, nur die jungs und ich, und nach einem halben jahr fanden sie es nicht mehr komisch, dass ich bei ihnen bei den freihanteln mitspielen wollte, sondern fragten mich, was für komische, gut funktionierenden bauchübungen ich denn da machte. mein gym war sauber und alles war zwar hässlich (weil türkis), aber neu und gut gepflegt. mein gym war preiswert und hatte das, was man zynisch eine 'familiäre atmosphäre' nennen könnte. alle trainer kannten einen beim vornamen und unter der damendusche redete man über männer und kinder und gewichtsprobleme und auswandern und echte lifeordeath themen. mein gym hatte fernseher, auf denen gute musikvideos liefen und es gab service: handtuchverleih, kaffee umsonst, kinderbetreuung, marathontraining, rennradtouren, inlinetouren und kostenlose personal training stunden. in meinem gym gab es unter der woche morgens spinning, freitagabends hardcorestep stunden, sonntagsmorgens sauharte spinningstunden und im juli gab es an wochenenden 'tour de france' spinning, vier stunden lang.
hatte. gab.
mein gym gibt es nicht mehr. mein gym ist verkauft worden, an die lokale fitnessstudioüberkette. mein gym ist jetzt ein 'fitness discount'. die türkisen geräte und die türkisen spinde und die türkisen traingssaalwände wurden dunkelrot lackiert, und das ist das einzig gute. es gibt keine spinningstunden am sonntagmorgen mehr, kein hardcorestep am freitagabend und nur noch 12 kurse in der ganzen woche. es gibt kein personal training mehr, keinen handtuchverleih, keine musikvideos, und für die spinde muss man sein eigenes vorhängeschloss mitbringen. die duschen funktionieren per münzeinwurf. zudem wurden die mitgliedsbeiträge gesenkt, und die kinderbetreuung abgeschafft, und deshalb trainieren in meinem gym jetzt nicht mehr eine handvoll harte jungs und viele mamas, sondern das ghetto, und zwar in rudeln, und das ist hässlich, und macht extrem unangenehme stimmung im freihantelraum.
all das ist für mich praktisch über nacht passiert, denn im januar, über in berlinsein, drei wochen kranksein, zweimal antibiotika nehmen plus acht stunden ub am tag plus hibernation war ich den ganzen monat über nicht trainieren, und hatte deswegen das ausmass dessen, was mir mein gym zum jahreswechsel in einem brief mitgeteilt hatte, mangels first hand eindruck nicht so ganz begriffen.
gestern habe ich es begriffen. heute wird ausserordentlich gekündigt.
zeit für das hippe franchise massengym.