Sonntag, 8. Januar 2006

emotionale topographie.

an einem donnerstag, so um die mittagzeit, sollte man mal aussteigen an einem bahnhof zwischen berlin und freiburg. warum nicht an diesem extrem hässlichen bahnhof, der mit den hohen betonsäulen auf den bahnsteigen? also aussteigen am quintesentiellen umsteigebahnhof der republik, durch den ich dank diverser nordsüd distanzbeziehungen sicher mehrere hundert mal durchgefahren, an dem ich aber seltsamerweise noch nie umgestiegen bin. einfahrt in diesen bahnhof. herzlich willkommen in meiner emotionalen topographie, liebe stadt, denke ich, während ich darauf warte, dass die ice türen aufgehen. alles, was in den nächsten paar stunden und tagen und überhaupt passieren wird, wird immer da sein, wenn ich in zukunft hier durchfahren werde. so wie ich beim durch fahren durch köln hauptbahnhof an neue schuhe und erstes knutschen denke, in köln-deutz an die monsters of spex und an um s-bahnen um fünf uhr morgens mit herrn shhh und gulli und herrn waldar. so wie ich auf der alten ic strecke nach köln an hotelübernachtungen auf kosten von trashigen fernsehsendungen denke, in basel sbb an susa und unsere erste gemeinsame aufgabe, nämlich daran, so schnell wie möglich einen locker zu finden, und an den sauhübschen typen aus dem ic nach zürich. den, den ich nicht angesprochen hab im juli. so wie ich in karlsruhe an das erste treffen mit herrn lachmann denke, obwohl er da ja nicht mehr wohnt und in frankfurt flughafen an all die abflüge und ankünfte und die dazugehörigen dramen emotionaler art.
heute bin ich an dem extrem hässlichen bahnhof wieder in den ice gestiegen und nach süden gefahren und dachte so beim wegfahren an diesen saupraktischen ausblick auf den herkules, und an cocktails und kickern in einer extrem angenehm versifften lokation, und an babyessen und aufwachen mit dem collateral dvd vorspann auf repeat und an niezuvordagewesene pfützen und an eigentlich mal zur abwechslung gar nicht viel denken sondern mal mehr so machen, so als konzept.
mal gucken, was ich beim nächsten mal durch den bahnhof durchfahren denken werde. und erst recht beim nächsten mal aussteigen.