"bist du eigentlich verliebt?", fragt ein bekannter meiner eltern am telefon. "weiss nicht so recht, so ein bisschen," antworte ich. "wann kommst das nächste mal vorbei, helmut, anfang februar? dann kann ich dir vielleicht ein bisschen was mehr sagen." meine mutter hört das, und weil ich schon wieder mal jemandem mehr erzähle als ihr, da kommt sie zu mir, mit besorgtem blick. ob ich vielleicht lesbisch sei. und mit susa zusammen. woher wir uns überhaupt kennen würden, susa und ich. und susa sei ja auch schon so alt. wär ja auch nicht schlimm, wenn dem so wäre. seltsam, ja, aber nicht schlimm. als erstes will ich eigentlich sagen, "mutter, nee, bin ich nicht, aber good lord, wär das schön einfach!", stattdessen erst mal fünf minuten unkontrolliertes lachen, unter dem erschrocken blick meiner mutter. kurze überlegung, ihr von den eskapaden der letzten monaten zu erzählen, oder davon, wie susa und ich uns kennengelernt haben, oder so überhaupt von allem. sekundenschnelle entscheidung dagegen, es muss andere wege geben, sie von meiner heterosexualität zu überzeugen. also erstmal fünf minuten lang variationen von "mutter, ich steh auf jungs!"/"susa steht auf jungs!"/"wir stehen sogar auf die gleichen jungs!" , und dass susa geradejasoundüberhaupt, und dazu zeige ich ihr probehalber photos des letzten aufrisses, so zur beruhigung. sie meint, er sähe aus wie m., was ja sowas von gar nicht der fall ist, denn dieser herr hat eine andere hautfarbe, andere haarfarbe, andere gesichtsform, alles anders, aber egal, mutter meint, wenn ich schon nicht lesbisch sei, so hätte ich doch offensichtlich 'einen typ' wenn es um männer geht. ach, mutter. das leben wäre ja echt einfacher, wenn ich auf mädchen stehen würde, insbesonders auf susa, und wenn ich nicht sowas von total heterosexuell wäre und diesen hang zu jungs hinter instrumenten hätte.
aber ich steh ja nicht nur sowas von gar nicht auf mädchen, sondern auch noch sowas von gar nicht auf einfach, so generell. wär ja auch langweilig. ha.