Montag, 12. Dezember 2005

from time to time you feel fine, but more and more you long to score. [im anschluss bitte kollektiv das synthiesolo aus 'assassinator 13' johlen.]

chikinki. keyboards. [chikinki.] ed east. [chikinki.] chikinki. [steve bond & boris exton.]
rupert browne. [chikinki.] boris exton. [chikinki.] steve bond. [chikinki.] clubsleeping.
sonntags abends, heimatbühne extra im drifters, ziemlich voll, und da trifft man dann die usual suspects, die leute mit denen man sechzehn stunden vorher noch zu 'we are scientists' getanzt hat. wen auch sonst? ist ja auch gar nicht schlimm, nein, saugut, eher, entspanntes ohneverabredunghingehen, man ist ja trotzdem nicht allein. erstmal hallo sagen, bier trinken, über gestern abend reden und auch über die erfolge des gegenseitigen google stalkings und dabei feststellen, dass mein sammeln von menschen die in den frühen zwanzigern des junis geburtstag haben sich fortsetzt. 25.juni, diesmal. und dann erstmal die vorband ignorieren. die vorband, scheinbar freiburger lokalmatadore, macht unentschlossene, unoriginelle musik; musik, die die welt nicht braucht. ist das jetzt rockabilly? grunge? blues? wissen die menschen die sie verbrechen sicher selber noch nicht mal. aber, ach, das ist ja fein, woher kenn ich noch mal diesen blondierten herren da an der gitarre? ach, klein ist diese stadt! das ist doch der herr aus dem atlantik, der berend und mich an diesem einen abend drei stunden lang angestarrt hat, und bei dem wir uns nicht einigen konnte, wen von uns er denn nun damit meinte! haha! dummerweise klatschen tatsächlich leute nach den songs, und das ermutigt die vorband immer weiter und weiter und weiter zu spielen, sie spielen mehr als eine stunde lang; mehr als eine stunde zuviel also. oh, die wunderbare clubruhe, als sie endlich aufhören, ja! ja! ja! mehr bier und standortwechsel, schliesslich will der keyboardfetisch später angemessen gepflegt werden, das geht nur mit nähe zu den keyboards, auch wenn das heisst, dass man sich die ohren vor den lautsprechern ruiniert, weil man schon wieder mal den ohrschutz vergessen hat. die herren chikinki bauen derweil ihre sachen auf. realisation eins: ach, *diese* jungs von denen ein paar so aussehen, als seien sie noch in der neunten klasse, das sind die herren chikinki! so jung sahen die doch gar nicht aus auf all den photos! realisation zwei: ach, *deswegen* habe ich den hübschen whimpster in der siebziger jahre motorradjacke der vorhin so attraktiv hungrig und zerzaust und biertrinkend hinter mir in der ecke gesessen hat, noch nie in freiburg gesehen, hmmmm. lecker! die herren chikinki halten sich zum glück nicht lange auf mit dem aufbau, kleiner biervorrat noch auf auf die bühne rauf, und fangen dann auch bald an. das was sie dann da anfangen, das fangen sie so richtig an und sie machen es gut. die spex hat den kleinen chikinki artikel in der septemberausgabe mit dem satz 'i'm a poser baby, so why don't you kill me' eröffnet. das passt. die überschrift damals war 'porn groove is the future? so be it.' das passt auch. tatsächlich singt herr browne, vorname rupert, gleich im ersten song von schwänzen und schenkeln und aneinanderklatschender haut, und das macht er gut, obwohl er ja nicht unbedingt auf den ersten blick sexy ist, so selbst. eins der kleinen blonden mädchen, die auch in der ersten reihe stehen, nimmt er ins visier und singt ihr so zeug entgegen, so nah ans gesicht ran, und zwar so zeug, das nicht jugendfrei ist, und sie findet das toll. ich frag mich, ob sie versteht was er da singt, ich vermute eher nicht, aber das ist eigentlich auch egal, sie haben alle beide spass. ich achte gar nicht so sehr auf den exaltierten herrn browne, der den obermacho makiert, denn ich steh direkt vor den drei keyboards von boris exton. dieser junge schmächtige herr ist angenehm durchgeknallt und wahnsinnig und für jemanden ohne zweites x chromosom skandalös multi-tasking fähig: an zweihandvoll fusspedalen rumdrehen, es drei keyboards besorgen, die ständig rutschende cordhose (26 inch, höchstens) hochziehen und die kleine schwarze plastikbrille nicht von der nase gleiten lassen, alles gleichzeitig? kein problem! nach dreivier songs fängt er auch noch an zu rauchen. wow. ich kann nicht mehr aufhören mit dem grinsen, weil das sehr sehr sehr cool ist, was er da so macht. durchgeknallt und cool. als wenn das alles noch nicht reichen würde, ist herr exton so ganz generell auch noch ein hyperaktiver oberfraggle auf speed. dieser herr steht noch viel viel weniger still als emily haines, was ich für kaum möglich gehalten habe. er hüpft noch höher und bizarrer und verrenkter und ist dabei zwar nicht so sexy wie emily (trägt ja auch kein rosa kleidchen mit blätterranken), aber sehr sehr sehr unterhaltsam und hemmungslos. ich habe ein wenig sorge um die keyboards, aber er wirft sie dann doch nicht um. direkt vor mir steht gitarrist ed east, der einfach nur goldig ist, wirklich goldig, und in seiner stretch jeans und den chucks so ein bisschen schüchtern rumsteht und so ein bisschen rockt und ab und zu ein paar harmonien singt und unendlich harmlos und verletzlich aussieht und dazu eine böse kleine bissige gitarre spielt, ganz angenehm rockig, ohne aufgesetztes gepose und standardtrash. auf der anderen seite der bühne bedient trevor wensley zwei kleine synthies, und das tut auch er angenehm durchgeknallt und de facto im duell mit herrn exton. der herr wensley nimmt das kleine korg das er dabeihat schon mal vom ständer, stemmt es mit einer hand gegen seine hüfte und frickelt mit der anderen hand an ihm rum, das muss man erstmal machen. manchmal nimmt der singende herr browne dem herrn wensley die keyboards von den ständern weg und wirbelt die so ein bisschen rum, während der herr wensley noch weiterspielt, das ist dann fast so wie so spinning plates zeug im chinesischen zirkus, man schaut fasziniert zu und sorgt sich, weil was runterfallen und kaputtgehen könnte, aber das passiert dann nie und dabei gibt es so sausende, zischende geräusche. ganz hinten auf der bühne, vollkommen zu unrecht ein bisschen arg hinter seinen drums versteckt, sitzt steve bond. eigentlich finde ich ja drummer des öfteren verzichtenswert, aber auf den würde ich dann doch nicht verzichten wollen und zwar nicht nur wegen des dekorativen aspekts, obwohl das zugegebernmassen neben dem bösen, trashigen drummen auch eine der stärken von herrn bond zu sein scheint, das haarezurechtwuscheln und hübsch gucken. sie machen musik, diese fünf, musik die die welt braucht, und das machen sie gut, wirklich gut. richtig richtig gut. da sind keine backings bei dem electrozeug, und das ist an sich schon mal cool. insgesamt ist das alles rougher als auf dem album, und auch das ist gut, denn 'lick your ticket' ist an manchen stellen ein bisschen überproduziert und clean und hat im letzten drittel ein paar längen, aber das ist live ganz anders. das sind ziemlich vollgepackte einestundeundnocheinbisschenmehr mit viel schweiss auf der bühne, bisschen rumgepoge in der ersten reihe, und viel hüfteschütteln und kieksen meinerseits. das macht alles spass, und der band offensichtlich auch, denn bis auf ed east, der macht ja einen auf schüchtern, scheinen sie alle bester laune zu sein, aber auf so eine ernsthafte, leicht aggressive, poserige art und weise, lächeln ist schliesslich uncool, und sie rocken so rum und der herr browne wirft sich dann auch mal in die pogende erste reihe während er singt und demoliert dabei den mikrophonständer. das publikum groovt mit, was ziemlich unglaublich ist für ein konzert an einem sonntagabend, in freiburg, im drifters. das ist alles wirklich gut. auch gut: endlich mal ein konzert so vollständig ohne emoscheisse, ohne herzgebrochenkriegen, ohne weinen, ohne sonstwas, einfach rockige oberflächlichkeiten, teenagertum, verbales rumgerotze, sex, drogen, mehr sex, eine einzige laute gitarre, sexy drums und dazu keyboards, keyboards, keyboards. sie spielen all das gute zeug, natürlich, 'assassinator 13' und 'like it or leave it' und 'time' und als sie mit allem fertig sind und von der bühne stürzen, nachdem sie die halbe bühne demoliert haben, da müssen sie noch mal wiederkommen, alle stecker wieder zusammenstecken und nochmal irgendsoein cover wegrocken und noch was mehr und noch mal von der bühne stürzen und noch mal wiederkommen und mehr spielen und dann bleibt am ende doch das keyboard von herrn wensley einer taste im anschlag falschrum auf dem boden liegen und das fiept dann so vor sich hin, ein paar minuten lang, und das war es dann. über ein drittes mal zurückkommen wär auch keiner böse gewesen aber es kommt nur der herr bond auf die bühne und erlöst das keyboard. und dann kommt das übliche post-konzert zeug, nicht nur die band, die alle saugoldig sind, 'are you leaving already?', janeinvielleicht, sondern auch der innere monolog, das eigentlichsollteichschongehen / aberistdochersthalbeins / vielleichtnureinbiernoch. also noch ein bier, von dem ich weiss, dass es eh nicht allein bleiben wird, wie immer, weil ja nach hause gehen so unendlich lahm ist. der herr browne ist offstage lang nicht so seedy wie er onstage tut, bisschen schüchtern, fast; noch ein punkt, in dem der autor des spexartikels recht hatte. der herr exton ist goldig und wirklich niedlich und überhaupt gar nicht so hyper wie wenn er keyboards vor sich hat und lächelt die ganze zeit und überhaupt und ich sag ihm wie cool er war, aber dass er trotzdem nur #2 in meiner persönlichen keyboarderrangliste ist. der herr wensley erzählt, dass er kein zuhause mehr hat und voluntiert die information, dass alle bandmitglieder trotz ihres indenachtzigerngeborenlooks in den jahren neunzehnhundersiebenundsiebzig und achtundsiebzig geboren wurden, und das finde ich ziemlich sehr gut. ich erzähle währenddessem jedem der es nicht hören will, wie geil emily haines ist und es folgen debatten über synthies und kraftwerk und plattenkaufen und throbbing gristle und noch ein bisschen später konversationen über festivals und musik, die unterbrochen werden müssen, weil jemand ganz dringend zu diesem einen lied von den kaiser chiefs tanzen will. irgendwann noch ein bisschen später, bei nurnocheinbier #3, während eine frau in einer der wandnischen schläft und eigentlich sonst fast niemand mehr da ist, wie ist das nur schon wieder passiert?, da nimmt die konversation nach abhandlungen zu den themen 'that crazy rockstar lifestyle', 'dreamjob vs. reality', 'kylie minogue's underwear' und 'my sex life doesn't really suck as much as i just made it sound' von 'christmas traditions in mainland europe' eine elegante, nahtlose wendung zum baby jesus butt plug. ab da ist sie dann nicht mehr zu retten, diese konversation, und zwar sowas von gar nicht mehr, und das ist ziemlich wunderbar. als es dann nach hause geht, ist es viertel vor drei und saukalt und die stadt überfriert dekorativ unter einem sauschönen halben mond.
weder die band, noch einen teil der band mit nach hause genommen. lag allerdings weder an mir, noch an dem teil der band. [ride on. ride on. ride on.]