Sonntag, 6. November 2005
kontrolle ist alles. [in the temple of love.]
heute morgen zum ersten mal seit zweieinhalb wochen ins gym aufgerafft. erst zuviel nächtliches saufen, dann uni, dann knie, dann erkältung, dann berlin, dann faulheit, zack, zweieinhalb wochen rum. ich muss einfach jeden tag dieses zeug machen, ich bin einfach von natur aus keine dreimaldiewochehupfdohle, das geht nicht, das kann ich nicht, dann verfall ich in faulheit und finde jeden tag hundertundeinen grund, warum heute gerade eben nicht einer der drei tage ist, und dann werde ich langfristig traurig und unleidlich und fett. wenn ich mich hingegen jeden tag übermäßig, extrem, vollkommen viel zu intensiv bewege, dann bin ich glücklich. heute also spinning, endlich wieder winterplan, endlich wieder spinning am sonntagmorgen, spinning am sonntagmorgen mit marcus, seines zeichens beinahprofi, immerhin mit team, immerhin deutschlandtour, yeah, und er trägt gerne diese weissen kurzen radhosen, lecker, und ist absolut wunderbar übergeeky in seinen spinning stunden. bei ihm gibts kein 'hey-hey-hey' schreien in der gruppe, nein, keine blöden push ups auf dem lenker, und die musik ist nicht taubmachend laut. bei ihm gibt es technik, baby, technik. le tour pour losers™, at its best. alles was er macht hat einen sinn. bei ihm kommen alle eine halbe stunde früher, zum schon mal einfahren vorher. er erklärt die strecke zuerst, eine echte strecke vor ort, eine strecke die man kennt. er erklärt, was heute trainiert wird, und warum. er erklärt, wie man sich fühlen soll, dabei. an der höchstbelastung, da werden wir bei 95% fahren, hart am limit. aber erst gehts aus der stadt raus, an der dreisam lang, vorsicht, all die kinderwagen und die blöden blader, und dann durch ebnet, nach kirchzarten und dann links hoch. erst fährt marcus uns ein bisschen den berg rauf, und auf 70% belastung hoch, und dann gehts in fünf prozent schritten mit der belastung rauf, während er sagt, welche übersetzung wir fahren, wiviele gänge wir noch übrig haben, wie sich das anfühlen soll, der berg und seine strasse unter uns, welche taktik wir im peloton fahren, welche trittfrequenz das ist, wer gerade führt. und dann sind wir schon bei 90% belastung angekommen, und, good lord, da spielt marcus 'temple of love' von den sisters of mercy, während mein rechtes knie ein bisschen schreit, dass es keinen bock mehr hat und ich ihm nicht zuhöre und with a gun for a lover and a shot for the pain inside | you run for cover in the temple of love schreie mit den lippen forme, weil schreien kostet atem, und schweiss meine stirn runtertropft, und das echt 90% sind, ja, bisschen mehr geht noch, kleines bisschen, aber nicht viel, und das kann ich dann auch nur kurz halten, 90 sekunden vielleicht, aber jetzt hab ich einen noch über, und denken geht nicht mehr, denken über das fahrrad hinaus, nur noch tretentretentreten, maschine sein. und dann fährt er uns wieder runter, der marcus, so wie er uns hochgefahren hat. runter vom berg, nicht runter vom endorphin. danach bin ich so high, dass ich gleich eine runde lower body weights hinterher jage, mal so eben 31.612 und ein halbes kilogramm bewegen, und david kirsch's ab training, und dann bin ich eine neue frau. es gibt nichts mehr zu fühlen, nur das kaputte knie, das ich echt doch mal wieder zu dem wunderdoc in die uniklinik schleppen sollte, und dann zu chris, der das sicher wieder hinkriegt, mit myo, und da ist die warme erschöpfung in meinen muskeln und alles schön fest, alles. alles wieder unter kontrolle. wurd ja auch zeit.