Montag, 8. August 2005

partycrashing. [in der provinz.]

in der nacht in der ich 18 wurde war ich auf einer party, die gecrasht wurde.

es war in neuseeland, die abschiedsparty eines kanadischen austauschschülers. seine gasteltern waren nicht da, und irgendwann verloren er und sein gastbruder stuart lustvoll unter alkoholeinfluss die kontrolle über die gewollten und auch die ungewollten gäste und den haushalt.

am ende der nacht war die küche demoliert und der inhalt aller küchenschränke auf einem haufen in der mitte der küche. in den wänden der dusche befanden sich mehrere faustgrosse löcher. die tür zum klo war aus den angeln gerissen worden. der gartenzaun war auf einer länge von 100m niedergetreten. der ehemals beige wohnzimmerteppich war grossflächig schlammfarben.
ausserdem hatte sich jemand auf den hund erbrochen.
am folgenden montag, der kanadische gastbruder war schon auf dem weg nach hause, da sass stuart ausserdem kahlrasiert im deutschunterricht, bester laune, im übrigen. er fand es toll, dass seine party gecrasht worden war, der ultimative badge of approval in der nur oberflächlich braven welt der teenager an katholischen privatschulen im beschaulichen christchurch, new zealand. ausserdem waren seine eltern noch nicht zurück, der teppich aber schon professionell gereinigt, und ausreden für die zerstörungen in bad und küche ausgedacht.

ach ja. partycrashen.
damals, in der niederrheinischen kleinstadt, wenn man in einer der partykellerlokationen der katholischen kirche feierte, da wusste man das noch durch strenge einlasskontrolle und den kauf möglichst geschmacklosen biers so weit wie möglich zu verhindern. oettinger war beliebt, und dortmunder kronen.
those were the days.

ich war selten als uneingeladener gast auf einer party. und gecrasht/ge-hijacked/ hatte ich noch keine. bis samstag.

nach einem mehrstündigen exzellenten abendessen und dem konsum einiger flaschen prosecco fand ich mich plötzlich uneingeladen auf einer party in einer stadt im nirgendwo.
der altersdurchschnitt betrug 23,5 jahre, jungs trugen die haare lang und die hosen eng am fuss, mädchen gehörten der kategorie 'mäuschen' an, und in der küche gab es gitarre plus verstärker. langhaarige männer sangen.
der gastgeber trug ein t-shirt mit dem fury zitat 'the more we take, the less we give'. schönes motto.

eigentlich wollte man wieder gehen, hing nur vor der haustür rum [tolerante nachbarn hatte der gastgeber, das muss man schon sagen] aber dann regnete es, und man ging rein, und klaute bier aus der küche, und der gastgeber wusste wohl nicht, wie ihm geschah, aber irgendwann hing ein mp3 player am usb des computers und dann plötzlich sprangen vier menschen in seinem wohnschlafzimmer herum und gröhlten "dead disco, dead funk, dead rock'n roll". einer der anwesenden zog sich unaufgefordert aus. man übergoss sich mit bier und leckte es sich von den körpern.
der gastgeber war amüsiert und versuchte zugleich mit einer rolle küchenenkrepp den teppich vor dem schlimmsten zu bewahren.

schön war das. sehr sehr schön.
partycrashin'. partycrashin'. marco. me.
auf ein kompliment zum fury t-shirt hin schenkte der amüsierte gastgeber den gin aus, den aus dem kühlschrank zu entwenden ich mir dann doch zu schade gewesen war. so leicht kanns gehen.

er warf uns einige stunden (?) später sanft raus, indem er die oktroyierte musik aus und u2's rattle & hum dvd an machte. es dauerte eine weile bis jemand wieder vollständig bekleidet war.

schön war das.

später dann versuchten menschen durch plakatwände zu springen. wie in der werbung. das geht nicht. es tut im übrigen auch schon beim zusehen weh.

das war weniger schön.

dann sang man immer wieder spontan morrissey aber liess die kleidung meistens an.

noch später dann war man in einer lokation in der zur begrüßung interpols 'slow hands' gespielt wurde, und in der die kellnerinnen mal dringend gefickt werden müssten.

noch viel später gab es fast food. irgendwann schleppte man sich nach hause.
geschlafen wurde erst sehr sehr viel später. das war auch sehr schön.

partycrashen in der provinz. sehr zu empfehlen. schön wars. sehr schön.

[jetzt gerade allerdings, da crasht der montag auf mich ein. das ist weniger schön.]