Sonntag, 26. Juni 2005
sommer. [norddeutsches nirgendwo. 1997.]
ich weiss nicht mehr, was das für eine party war, wo sie genau war, wer da war, ob sie gut war, was passiert ist, was gefeiert wurde, examen, verlobung, abschied vor südamerika oder südostasien oder sonst irgendwas. dabei hatten wir ganz spontan am späten vormittag dieses tages nur wegen dieser party das letzte freie auto bei europcar in der nähe der landungsbrücken geliehen, ein seltsames blaues ford escort cabrio; waren nur wegen dieser party die paar hundert kilometer nach süden gefahren, hatten auf dem weg einen kumpel im lipperländischen nirgendwo abgeholt. es war 1997, es war august, es war heiss, und d. und ich waren in den ersten wochen einer liebschaft, die zwei jahren dauern würde. die party, sie ist nicht erinnert, abgesehen davon, dass der kumpel von d., um den es ging, hübsch war, sehr hübsch, aber auch sehr betrunken. nach der party, zum übernachten, da ging es von der südniedersächsischen kleinstadt aus mit dem auto in den wald hoch, eine halbedreiviertel stunde, auf engen wegen. ich fuhr, weil ich nichts, oder zumindest weniger getrunken hatte als die anderen, und zwischendurch schaffte ich es immer wieder, hinter d.'s kumpel herfahrend, in den steigungen den unterboden des fords ganz kurz nur über den weg zu schleifen. autsch. dazu die sorge um rehe und wildschweine, und immer wieder schranken, die der hübsche kumpel von d. aufhielt. 'durchfahrt verboten. staatsforst.' irgendwann waren wir dann da, auf einer lichtung auf der die jagdhütte dieses staatsforstes stand, die alles war, nur nicht unbedingt hütte, sondern eine kleine villa, vielmehr. rundherum wald, so viel wald, darüber himmel und sterne, so viele sterne, dass ich instinktiv das southern cross suchte, vergeblich, klar. wir hatten nur eine taschenlampe, also in-line zu fünft oder sechst oder siebt die aussentreppe hoch, spooky und wunderbar dieses seltsame haus, kein strom, weil der generator dafür hätte angeworfen werden müssen, eine riesige rundumverlaufende aussenveranda, und dann hinein, geweihe und präparierte tiere an den wänden im flur und die tür eine zeitmaschine, denn drinnen sind die 60er jahre noch ganz aktuell. kerzen gesucht und gefunden, und während die herren noch bier tranken, irgendwo, da lief ich mit einer kerze langsam durch die vielen schlafzimmer in der ersten etage, alle ein wenig heruntergekommen, aber alle überstylt, überkonsequent eingerichtet, damals, in den 60ern, als diese möbel gekauft worden sein müssen, aber nicht zusammen passend, in der gesamtbetrachtung. viel staub. die nachwirkungen von vielen careless partays, von vielen jagdtrips von menschen denen dieses haus egal war. aber schön. in einem dieser zimmer muss franz-josef strauss mehrfach übernachtet haben. dazu die gesamte jagende politelite der republik. d. und ich schliefen in einem mit seltsamen hellen furniermöbeln ausgestatteten zimmer mit einem doppelbett mit dreiteiligen matratzen mit blauem stoff und goldmuster, fassten uns an unter den viel zu warmen schlafsäcken, mussten niesen wegen des staubs, wegen der exkremente von generationen von milben. am nächsten morgen war ich überfrüh wach, wie ich das immer bin, im sommer sowieso, und sass alleine draussen auf der veranda, die füsse auf der brüstung, und schaute über die lichtung, vergeblich auf rehe hoffend. später fuhr man den berg hinunter und wieder nach norden, setzte mich auf dem weg nach hamburg in der heide ab, bei t., mit dem ich den nachmittag und den abend und die überheisse nacht und den nächsten tag vor pagemaker verbachte, lachendbiertrinkendimmernochverknallt. irgendwann während dieser zeit starb diana princess of wales in einem tunnel in paris, ein fellow zivi von t. kam in den seltsamen weissen raum in dem wir vor dem computer sassen und wir glaubten es nicht und lachten, und später sassen wir in abwesenheit eines fernsehers um ein radio herum und hörten bbc, keine werbung, keine musik, bei kerzenlicht in dem motten verbrannten.