Donnerstag, 31. März 2005

namensschild.

me.

seit heute habe ich ein namensschild.
wie die sonstigen mitarbeiter der elterlichen buchhandlung auch.

nicht, das ich hier arbeite. ich meine: ich arbeite schon. ich kann bücher verkaufenbücher, am liebsten und besten reiseführer, kochbücher, romane. aber sonst mach ich nicht viel hier. ich schände den computer der dsl anschluss hat. ich geh ans telefon. ich zähle abends das geld.
aber ich arbeite hier nicht. ich werde hier nie arbeiten. ich werde diese buchhandlung nicht übernehmen. nie.

mein vater schlägt alle paar monate, gerne wenn in der nähe des geschäfts mal wieder eine wohnung frei ist, immer wieder vor, dass ich doch das studium aufgeben solle, und den laden übernehmen solle.
sein traum.
[neben dem, dass ich mein studium endlich mal abschliesse.]
wie das so ist, bei eltern die selbständig sind.

aber das wird nicht passieren.

bücher ja. immer. jederzeit.
aber nicht verkaufen, nicht jetzt, wo es eh zu ende geht mit der selbständigen kleinen buchhandlung, nicht auf dauer, und erst recht nicht in diesem landstrich, wo man viel "jedes kind kann schlafen lernen", "weight watchers - der 4 wochen plan" und "sakrileg" verkauft (und auch schon mal, wie kürzlich erst, so schlager wie "der familienbegleithund im modernen hausstand"), aber zu selten mal was schönes, was man selbst mag.

ich versuche immer die harmlosen sachen zu pushen, den franzen, den eugenides, martell, connie palmen, ian mcewan und die booker nominierungen rauf und runter, aber auch das klappt meist nicht, nein, man will immer noch frau pilcher und dieses scheussliche buch von susanne fröhlich und dan brown und dieses deutsch-frau/frau-deutsch.
ekelhaft.
ich zehre noch immer von dem total heissen, tollen, sexy kunden im dezember, mit dem ich über douglas coupland reden konnte, der ein jamie oliver kochbuch kaufte, und schotts sammelsurium und "life of pi" und was noch alles.

ich und buchhändler? nein.
klar, schöner beruf. wirklich jetzt. aber nicht für mich.

mein vater kriegte heut auch ein neues namensschild.
er arbeitet ja schliesslich hier, so richtig. wenn auch nicht mehr so ganz richtig, seit der herz op.

er wehrt sich da auch gegen, gegen das namensschild, wie ich, trägt seins nie, verliert es dann, mit absicht. ihn halten alle immer für den chef, er braucht das nicht.

mein vater kriegte richtig feuchte augen heute morgen, als ich das namensschild ansteckte.

ich konnte sehen wie es ratterte hinter seiner stirn.

"das wird noch was. sie übernimmt den laden jetzt doch, das ist der erste schritt. das wird noch was. sie sucht sich jetzt einen netten jungen hier aus der gegend, ein handwerkersmeister, das wär was, und dann wird ein haus gebaut, in dem neubaugebiet hinter dem friedhof.
und alles wird gut."


wird es nicht papa. echt nicht.
das namensschild ist nur das, ein namensschild. nicht ein anzeichen, dass es sich alles noch ändert.

tut mir leid. ein bisschen zumindest.
echt jetzt.