mein vater hat ein abonnement der "welt am sonntag".
er ist der ansicht, die fas liefere nicht in seine gegend (mag sein) und ein gutschein abo, das sei zuviel arbeit, überhaupt, wegfahren zum zeitung holen vor dem sonntagsfrühstück, nein danke.
den letzteren gedanken kann ich nachvollziehen.
hier muss man 3km fahren bis zur nächsten fas verkaufsstelle, einer shell tankstelle an der b8.
zu hause in freiburg, da geht das besser. ritual, sonntag ohne fas geht nicht, kaufen beim brötchenkauf am bahnhof oder spätestens auf dem rückweg von den exzessen im gym am kiosk, immer her damit, ich bin fest in deiner hand, fas. ich bin dein.
ein abo geht leider nicht, schon probiert, weil dann wird die kostbare zeitung vor der tür weggeklaut von den idioten die sonntags morgen aus den etablissements im hinterhof kommen, oder sie wird von eben diesen leuten vollgekotzt oder mit fäkalien verdreckt. ja sowas passiert.
ein nachteil, wenn nicht sogar der nachteil des innenstadtlebens.
sonntag morgen war ich auch faul. anziehen, so früh, nee, auto fahren, bloss nicht, also nur vor die tür gehuscht, die "welt am sonntag" aus dem briefkasten geholt, das geht sogar im pyjama, darf nur keiner den eltern weitersagen, weil die nachbarn schauen ja immer, etc.
ach was.
es folgte ein versuch die "welt am sonntag" zu lesen.
abgelegt auf dem tisch, neben dem frühstück, aufgeschlagen.
erste seite, erstes buch, abstossendes layout, abstossende headlines. nicht lesbar.
umdrehen.
letzte seite erstes buch. ein artikel über nena und ihr comeback. gähn. unten links die kolummne von franz josef wagner. die lese ich. weil mein vater sie des öfteren sonntags morgens am frühstückstisch zur diskussion stellt. da kann man gleich so schön streiten am morgen.
es geht um fussball, schalke-bayern, heute abend, das spiel sei "eine wegkreuzung. wohin wird deutschland gehen?", das "ticktack unseres lebens, unserer nation." schalke trage die gesichtszüge der kriegsheimkehrer, ausgemergelt, rauh, verloren. schalke sei religion. die religion der bayern sei der erfolg. wagners herz schlage für schalke, die armen und trübseligen. sein verstand aber für die bayern, weil sie nicht von träumen leben.
wieviel abstrusitäten, wieviel dummheit, wieviel pseudo-patriotismus kann man in 50 zeilen stecken?
wagner machts maximal.
nach dieser lektüre stecke ich das erste buch komplett ungelesen weg.
aber noch nicht aufgeben. mal weiter gucken.
ach, 4 seiten werbung von meinen freunden bei der ruhrkohle ag, das ist ja schön, es ist propaganda über den energienotstand, lasst uns schön kohle unter dem rhein abbauen, ewigkeitsschäden verursachen, was das auch wieder gekostet hat. egal, wir haben das geld ja immer, raus damit. fucking hell.
auf der ersten seite des immobilienteils, der liegt gleich in der hand, nein, nicht wissen, nicht kultur, nicht gesellschaft, nein immobilien, uns es geht um "leben im hotel", und natürlich, das photo zeigt udo lindenberg und das blöde atlantik, und es reicht, ich packe die zeitung zusammmen, nur die werbung der rag bleibt draussen (beweismittel!), und stecke alles ins altpapier. so richtig ins altpapier: in die catsantüte draussen in der garage, die die montag früh abgeholt wird. jawohl.
ich ziehe mich an und fahre zur shell tankstelle, hetze rein, lüstern, bams sind keine mehr da, aber klar, noch die fas, ein ganzer stapel, liest ja keiner in duisburg, und ich bezahle meine 2,40€ gucke drauf, alles da, schöne fonts, sprachwitz auf der ersten seite, alles klar, wunderbar.
die welt ist wieder in ordnung.
sowas nennt man leser-blatt-bindung.