Mittwoch, 30. März 2005

kompliment.

gestern endlich, nach mehrwöchigem warten, mit der post das tape erhalten, auf dem die erste liebe singt.

[ist das ein guter titel für ihn? die erste liebe? wohl nicht.
verpasste erste liebe vielleicht. aber das ist, wie so viele wahrheiten, ein wenig lang, ein wenig umständlich.
also zum zwecke dieses blogs: die erste liebe.]

hab es bestellt, unter eigenem namen auch noch, welch dummheit, dachte ich in dem moment, nachdem ich den bestellen button geclickt hatte, der entgültige beweis, dass ich ihn google, stalke, beinahe, aber schon kurz danach dachte ich mir: "was solls".
in the grande scheme of things ist das egal, und zwar sowas von.

gestern abend dann, zu hause, das neue tape in mutters gutesniebenutztes tapedeck getan, und tatsächlich, das ist die erste liebe, die da sprechsingt, über schwerem und trotzdem schwerelosen elektrosound, der durchaus als nebenprodukt bei aufnahmen von the notwist entstanden sein könnte.

was er da treibt, die erste liebe, ist mehr slam poetry als singen, und das ist schön, auch wenn es dazu führt, dass man entweder die musik hören will, das schöne wurlitzer (welches ich dem mann natürlich gleich noch als beute auf die mailbox tragen musste, wie eine treue katze ein totes rotkehlchen) und den groove und die gitarre, die sich da hinten in der ecke versteckt, oder den text, sein gemurmel.
beides gleichzeitig geht nicht so recht, da herrscht eine dissonanz, aber auch die ist nicht unangenehm.

während ich der ersten liebe so zuhöre, denke ich an den abend, an dem ich mich in ihn verknallt habe, es war juni, es war 1994, und ich saß im flur einer jugendherberge auf kaltem fliesenboden und hörte zu, wie er einer gruppe jungs eine einschlafgeschichte erfand, über die erfindung der geschirrspülmaschine.

ich denke an ein video auf dem wir theaterspielendknutschen, und er gibt thumbs up hinter meinem rücken.

ich denke an vodka und orangensaft und weglaufen und autofahren und jogger im herbst, die immer wieder an uns vorbeikamen und an kühe auf radwegen und an seinenbestenfreundknutschen und an unsgegenseitigdurchszimmerscheuchen und an subtilität und an einen abend in münster, der echt scheisse war.

ich denke daran, dass es jetzt schon 5 jahre her ist, dass ich ihn uns zuletzt gesehen haben, und dass ich vollkommen off the rails war, damals, und müll geredet habe, psychoaktiven medikamenten und alkohol sei dank. ich habe nichts kapiert an diesem wochenende. gar nichts, und ihm trash erzählt, absoluten trash, und nichts unter kontrolle gehabt, am allerwenigstens mich.

ich denke daran, dass ich noch ein tape habe, auf dem er spricht, und zwei handvoll freunde, und ich auch, ein tape auf dem ich gerade eben noch 15 bin und kiekse und mehrfach "das ist unfair" brülle, untermalt von orff's "o fortuna". lustig ist das tape. schmerzhaft auch. ein akustisches photo, jenes tape. ein photo, auf dem jeder von uns sich genau so aussieht, wie er wirklich aussah an dem tag. hässlischschönunschuldigverloren.

und all das macht mich lächeln, und sowas von gar nicht unsentimental. und froh.
wer hätte das gedacht.
froh.

ein schönes tape hast du da gemacht, erste liebe. vielleicht bist du ja da, nächstes mal in hamburg.
schön wär das.

falls ja, dann werde ich dir sagen, dass ich es hab, dieses tape, dass ich die songs gerippt habe und itunes sie mir regelmässig serviert, und ich jedesmal lächeln muss, innerlich, wenn du anfängst über diese grooves zu murmeln.

ich werde dir ein kompliment machen, zu diesem ding.

mal sehen, wie du reagierst.